Januar 2023 - Die seit Dezember veröffentlichen Konjunktur- und Stimmungsdaten haben per Saldo positiv überrascht, dem vorherrschenden Konjunkturpessimismus zum Jahreswechsel die Spitze genommen und den Kapitalmärkten einen positiven Start ins neue Jahr ermöglicht. Dennoch droht 2023 in Europa und Nordamerika eine zumindest milde Rezession. Denn es werden sich nun die Wirkungen der massiven geldpolitischen Straffungen vom Vorjahr voll entfalten, während sich die Inflation bei anhaltend hohen Energie- und teils stark steigenden Lohnkosten von Güter- zu Dienstleistungspreisen verlagert, daher nur graduell sinkt und den Konsum weiter belastet. Hiervon am stärksten betroffen dürfte die Konjunktur in Europa sein, wo die EZB bis Jahresmitte weitere Leitzins-Erhöhungen signalisiert. Dagegen dürften die Schwellenländer von positiven Wachstumsimpulsen aus China und gegebenenfalls ersten Leitzinssenkungen profitieren.
Die Koinzidenz mehrerer globaler wirtschaftlicher Risiken wird auch 2023 prägen. Hierzu zu rechnen sind eine nukleare Eskalation des Ukrainekrieges, der schwelende China-Taiwan-Konflikt und die globale Klima- bzw. Energie-Krise. Des Weiteren ergeben sich aus dem veränderten Zinsumfeld Risiken für die globale Finanzstabilität - beispielsweise für hoch verschuldete Unternehmen und Staaten, oder als Domino-Effekte aus dem Schattenbanken-System. Makroökonomische Chancen würden andererseits aus einem Wiedererstarken von Chinas Wirtschaft sowie einem Ende des Ukrainekrieges resultieren.
2023 wird für die Rentenmärkte daher wohl ein weiteres Jahr hoher Unsicherheit, wobei sich die Risiken von der Inflation zum Wachstum verschieben. Erst im Jahresverlauf wird sich erweisen, ob den Zentralbanken der Spagat zwischen Inflationseindämmung und Konjunkturstützung gelingt. Im zweiten Halbjahr dürften sich die Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich erster geldpolitischer Lockerungen von Fed und EZB konkretisieren. Vor allem für US Treasuries, aber auch für Bunds ist ein volatiler Renditeverlauf zu erwarten, der ab Jahresmitte auf etwas niedrigere Niveaus führen sollte.
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