26.09.2022 - Es war keine Überraschung, dass die US-Notenbank die Zinsen erneut angehoben hat und das gleich wieder um 75 Basispunkte. Das hatte der Markt erwartet. Manche Investoren hatten sogar befürchtet, dass es ein 100-Basispunkte-Schritt werden würde.
„Begleitmusik“ kündigt weitere Zinsschritte an
Wichtiger war, wie so oft, die „Begleitmusik“, die Fed-Chef Powell dazu lieferte: Die Märkte werden für die nächsten beiden Jahre mit einer stärkeren Straffung als bisher angenommen rechnen müssen. So soll der Leitzins Ende dieses Jahres bei 4,4 Prozent liegen, Ende 2023 bei 4,6, Ende 2024 bei 3,9 und Ende 2025 bei 2,9 Prozent. Das ist weit mehr, als bisher verkündet. Langfristig sehen die FOMC-Mitglieder den Leitzins weiterhin bei 2,5 Prozent. Eine Rückkehr der Inflationsrate auf den Zielwert von 2,0 Prozent erwartet die Fed erst für 2025. Im gleichen Atemzug wurde aber auch das Wirtschaftswachstum für die USA heruntergeschraubt. Das war dann doch starker Tobak.
Die Unruhe bleibt durch Inflation und steigende Zinsen
Das bedeutet aber auch: An den Finanzmärkten wird so schnell keine Ruhe einkehren. Vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs ganz zu schweigen. Trotzdem müssen sich Anleger fragen, ob mittlerweile nicht der Zeitpunkt für einen günstigen Einstieg mit entsprechenden Kurschancen gegeben ist. Dass die Rezession kommt, darüber herrscht längst Einigkeit an den Märkten, auch wenn die Fed das für die USA nicht erwartet. Auch der Inflationsdruck wird angesichts der Energiekrise nicht so schnell nachlassen und – wie gerade gesehen - einen harten Zinserhöhungskurs der Notenbanken erfordern. Nicht nur der Fed, sondern auch der EZB, wie EZB-Chefin Christine Lagarde jüngst erst wieder bestätigte. Weitere Rückschläge an den Märkten sind also wahrscheinlich, aber genauso auch die anschließende Erholung. Denn die meisten negativen Szenarien sind eigentlich schon eingepreist. Und irgendwann wird auch die Inflation wieder nachlassen. Dafür sprechen die Basiseffekte der schon stark gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise: Deren Anstieg wird sich aller Voraussicht nach verlangsamen, auch weil die Rezession die gesamtwirtschaftliche Nachfrage dämpfen wird. Die jüngsten Zahlen zu den Erzeugerpreisen sind allerdings erschreckend ausgefallen. Denn die Kostensteigerung bei Öl, Gas und Strom hat die deutschen Erzeugerpreise in einem noch nie dagewesenen Tempo steigen lassen. Sie erhöhten sich im August um durchschnittlich 45,8 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Dies sei der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Aber auch das wird sich irgendwann mal abschwächen. Bis dahin werden sich die EZB und die Fed entschlossen im Kampf gegen die Inflation zeigen. Allerdings werden sie irgendwann auch wieder das Konjunkturumfeld stärker berücksichtigen müssen.