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Interview

Bruno Cavalier, Laurent Denize (ODDO BHF): Inflationshöhepunkt erreicht?

© ODDO BHF

19.09.2022 -

Interviewübersetzung aus dem Podcast (auf Französisch) zur Anlagestrategie von ODDO BHF:

Wir wollen diesen Podcast mit einer Frage an Bruno Cavalier beginnen: 

Haben wir den viel diskutierten Inflationshöhepunkt erreicht?

Meiner Meinung nach lautet die Antwort auf diese Frage „Ja“, was die USA angeht, aber „Nein“, was Europa betrifft. Um diesen Unterschied zu verstehen, muss man die tieferliegenden Gründe für den Inflationsschock untersuchen. Der erste Grund ist Covid. Wegen der Pandemie wurde die Wirtschaft erst herunter- und wieder hochgefahren, dann abermals heruntergefahren und wieder eröffnet. Dabei sorgten die staatlichen Konjunkturprogramme für eine Stimulierung der Nachfrage, mit der das Angebot nicht mithielt, was in Engpässen und Preisanstiegen resultierte. In dieser Hinsicht hat sich die Situation allerdings zuletzt wieder verbessert. Der zweite Grund ist immer noch aktuell: die Energiekrise, unter der Europa wegen des Konflikts mit Russland leidet. Die Strom- und Gaspreise sind mittlerweile auf das 10-, 15- oder sogar 20-fache ihrer normalen Niveaus gestiegen, und dies trotz der von den Regierungen getroffenen Maßnahmen, um die Auswirkungen auf die Verbraucher einzudämmen. Dieser Energiepreisschock ist noch lange nicht vorbei, weshalb in Europa für die kommenden Monate mit einem weiteren Anstieg der Inflation zu rechnen ist.   

Ist eine Rezession in Europa mittlerweile unvermeidbar?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst die aktuelle Situation und die bestehenden Risiken betrachten. Die Kaufkraft der Haushalte wurde durch den Preisschock massiv geschwächt. Auch die Unternehmen – die ohnehin schon durch die schwächere Nachfrage aus dem Ausland belastet werden – leiden unter dem Anstieg der Kosten. Hinzu kommt die vorsichtige Haltung der Banken, die seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Kreditvergabebedingungen deutlich verschärft haben. Infolge all dieser Faktoren hat sich das Geschäftsklima in den letzten 6 Monaten zunehmend eingetrübt. Vor diesem Hintergrund bestehen derzeit zwei große Risiken. Zunächst einmal ist dies die Energiekrise. Hierzu bedarf es, glaube ich, keiner weiteren Ausführungen, denn das Thema beherrscht schon seit Monaten die Schlagzeilen. Und zweitens befinden wir uns in einem Umfeld der aggressiven geldpolitischen Straffung, deren Folgen noch nicht voll auf die Wirtschaft durchgeschlagen sind. Die unvermeidbare Folge ist, dass die Wirtschaft in den kommenden Quartalen schrumpfen wird oder anders ausgedrückt: wir geraten in eine Rezession.   

Wie schätzen Sie die Straffung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank ein?

Die EZB hat die Aufgabe, die Inflationsrate mittelfristig im Bereich von 2% zu halten. Derzeit liegen wir aber bei knapp 10%. Und im günstigsten Fall erreichen wir nächstes Jahr 5%, das heißt, wir befinden uns sehr weit von dem Zielwert entfernt und müssen die Zinsen um jeden Preis erhöhen. Die Realität ist natürlich ein bisschen komplexer, da der Inflationsschock in Europa nicht viel mit der Nachfrage zu tun hat. Er wird vielmehr durch Angebotsprobleme und die Energiekrise verursacht. Daher kann die EZB ihren Leitzins so viel anheben wie sie will, aber dies wird in keiner Weise dazu beitragen, den Welthandel anzukurbeln oder die Stromerzeugung zu erleichtern. Auf der anderen Seite weiß die EZB sehr genau, dass sie keinen direkten Einfluss auf die Preise hat, und ich denke, dass sich der Kampf gegen die Inflation vor diesem Hintergrund abspielen wird. Das Ziel besteht daher weniger in der Dämpfung der Inflation als in der Dämpfung der Inflationserwartungen – also den Preisanstiegen, mit denen die privaten Haushalte auf Sicht der nächsten zwei bis fünf Jahre rechnen. Damit dies gelingt, sind nach Einschätzung der EZB Opfer erforderlich. Konkret müssen wir auf einen Teil unseres Wachstums verzichten, um sicherzustellen, dass die Inflation schnell zurückgeht. 

 

Machen wir nun weiter mit der nächsten Frage, die wir an Laurent Denize richten: 

Welche Strategie sollten Anleger bei europäischen Aktien verfolgen?

Wenn man ausschließlich auf das gesamtwirtschaftliche Bild blickt, mag man versucht sein, europäische Aktien zu verkaufen. Aber dies wäre meiner Meinung nach keine gute Idee, denn die Vermögensallokation sollte nicht nur die makroökonomischen Entwicklungen, sondern auch zwei weitere Faktoren berücksichtigen: die Unternehmensdaten und die Mittelflüsse. Was die Unternehmensdaten betrifft, so sind diese bisher erstaunlich gut ausgefallen. Sie dürften zwar zurückgehen, aber wohl nicht in einem alarmierenden Ausmaß. Und mit Blick auf die Mittelflüsse stehen zwar zurzeit viele Anleger noch an der Seitenlinie, aber dies könnte sich schnell ändern, sobald sich die Situation stabilisiert. In jedem Fall ist es nun zu spät, europäische Aktien zu verkaufen. Vielmehr sollten Anleger ihr Augenmerk auf langfristige Kaufgelegenheiten richten, falls die Märkte weiter fallen. Sie sollten sich allerdings vor der zurzeit extrem hohen Volatilität in Acht nehmen.   

Was ist Ihre Meinung zum Hochzinsmarkt?

Trotz des Eintritts der Eurozone in eine Rezession sind wir in Bezug auf Hochzinsanleihen optimistisch. Wir sehen zwei mögliche Szenarien.  Das erste ist eine moderate Rezession. In einem solchen Szenario scheinen uns die aktuellen Spreads eine gute Kompensation für die eingegangenen Risiken zu bieten, da die Wahrscheinlichkeit einer positiven Wertentwicklung auf 1-Jahressicht bei 85% liegt, mit einer geschätzten Rendite von 8% (auf der Grundlage historischer Daten).  Das zweite Szenario ist eine Verschlechterung der Situation. Genau hier bieten Hochzinsanleihen einen großen Vorteil: dank des Carry-Effekts ermöglichen sie den Anlegern, Kapitalverluste auszugleichen und ihre Positionen auf sehr viel höheren Niveaus auszubauen und dabei von deutlich besseren Wertentwicklungen von potenziell mehr als 20% zu profitieren. Wir befinden uns somit in einem ausgesprochen attraktiven Umfeld für Hochzinsanleihen. 

Welche Segmente bieten sich zurzeit für eine Portfoliodiversifizierung an?

Eine sehr gute Frage, wenn man die kombinierte Performance von Aktien und Anleihen betrachtet, die dieses Jahr bei minus 15% liegt.  Hierzu möchte ich drei Ideen vorstellen. Erstens: Private Equity, d.h. nicht börsennotierte, dekorrelierte Assets, die derzeit beachtliche Renditen bieten. Zweitens: Währungen und vor allem solche, die als sicherer Hafen gelten, d.h. der Dollar und der Schweizer Franken, mit denen Anleger die Portfoliorückgänge begrenzen können, wenn die hohe Risikoaversion am Markt anhält. Und drittens: eine Positionierung, die eher strategisch und langfristig ausgerichtet ist und auf wichtige weltweite Themen setzt. Ich erkenne derzeit drei solche Themen: der ökologische Wandel, die Ernährungsrevolution sowie (Cyber-)Sicherheit. Die Mittelflüsse sind immer noch positiv und scheinen uns Recht zu geben, uns in Bezug auf diese Themen zu positionieren. 


Wichtige Hinweise

Dieses Dokument wurde von der ODDO BHF Aktiengesellschaft nur zu Informationszwecken erstellt. Darin enthaltene Äußerungen basieren auf den Markteinschätzungen und Meinungen der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Diese können sich abhängig von den jeweiligen Marktbedingungen ändern. Weder dieses Dokument noch eine in Verbindung damit gemachte Aussage stellt ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder zur Veräußerung von Finanzinstrumenten dar.


 

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