19.07.2022 - Während der kurzfristige Übergang gefährdet sein könnte, unternimmt der Kontinent Schritte, um die Produktion erneuerbarer Energien mittelfristig zu beschleunigen.
Viele europäische Länder haben versucht, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen.
Um dies zu erreichen, haben sie sich in den letzten Jahren von Kohle, dem kohlenstoffintensivsten Brennstoff, abgewandt und verlassen sich zunehmend auf Erdgas. Beispielsweise ist die Zahl der EU-Mitgliedstaaten, die Anthrazit (die reinste Form von Kohle mit dem höchsten Kohlenstoffgehalt) produzieren, von 12 im Jahr 1990 auf nur noch 2 im Jahr 2020 gesunken – Polen und die Tschechische Republik.
Allerdings ist die EU durch diese Verschiebung ihres Energiemix wesentlich abhängiger von der internationalen Handelsdynamik und geopolitischen Beziehungen. Kohle kann im Inland produziert werden, Erdgas wird jedoch hauptsächlich importiert.
Die EU importiert 90 % ihres Gasverbrauchs. Im Jahr 2021 lieferte rund 45 % dieser Importe Russland, ihr größter Gaslieferant. Die Länder in der EU sind bei ihrer Erdgasversorgung in unterschiedlichem Maße von Russland abhängig. Österreich und Polen importierten 2021 über 80 % des Gases aus Russland, Deutschland über 50 %, während für Frankreich und Spanien der Anteil weniger als 8 % betrug.
Ausstieg aus russischen fossilen Brennstoffen
Nach der russischen Invasion in der Ukraine hat sich die EU verpflichtet, ihre Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen schrittweise zu beenden. Es bedarf nachhaltiger politischer Anstrengungen in mehreren Sektoren.
Die EU ist bestrebt, ihre Gasversorgung zu diversifizieren und gleichzeitig die Einführung erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Verbesserung der Energieeffizienz werden angesichts der knappen Versorgung und der derzeitigen Beschränkungen der Energieinfrastruktur ebenfalls wichtig sein. Der Plan kann den Übergang zu sauberer Energie beschleunigen und die Klimakrise bekämpfen – eine leichte Aufgabe ist dies jedoch keineswegs. Diese Aufgabe wird noch dadurch erschwert, dass die EU bereits mit einer erhöhten Inflation konfrontiert wird, die durch Lieferengpässe angesichts der zunehmenden Öffnung der Volkswirtschaften verursacht wird.
Der Krieg verschärft den Inflationsdruck, erschwert die Produktion und den Handel mit mehreren Rohstoffen, insbesondere Energie, Düngemitteln und Getreide. Russland und die Ukraine sind hier wichtige Exporteure. Die Lebensmittel- und Energiepreise sind mit der Invasion der Ukraine stark gestiegen und seitdem hoch, wodurch weltweit eine Stagflation wahrscheinlicher wird, wie in unserem letzten Monatlicher Marktausblick diskutiert.
Kann Europa die Klimaneutralität erreichen, die Erschwinglichkeit von Energie sicherstellen, die Sicherheit der Energieversorgung gewährleisten und sich gleichzeitig von russischer Energie abkoppeln und die hohe Inflation bekämpfen?
Lesen Sie mehr im ausführlichen Artikel "Wird der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Energiewende in Europa unterbrechen?", mit vielen Grafiken.
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