Juli 2022 - Die US- und Euroraum-Stimmungsindikatoren lieferten im Juni einen weiteren Beleg für die seit Monaten beobachtbare graduelle Abschwächung des Konjunkturmomentums. Dagegen fielen die Konjunkturdaten weiterhin gemischt aus; vor allem die Widerstandsfähigkeit des US Arbeitsmarktes im Mai überraschte angesichts der aktuellen Schwächesignale vom US Verbrauchervertrauen und dem Immobilienmarkt. Im Euroraum vermochte insbesondere die Industrieproduktion im Mai positiv zu überraschen. Angesichts zuletzt verringerter bzw. ausbleibender russischer Gaslieferungen an einzelne europäische Länder droht ein vollständiger Gaslieferstopp. Hierdurch erzwungene Energie-Rationierungsmaßnahmen würden Deutschland und Italien am härtesten treffen und könnten im Herbst eine Rezession auslösen. Die Zuspitzung dieses Risikos spiegelt sich in den jüngsten Anpassungen der Wirtschaftsprognosen für 2022 wider: die Konsensprognose für das deutsche BIP-Wachstum sank im Juli auf 1,6 %. Die Teuerungsraten beiderseits des Atlantiks sind zwar auch im Juni weiter gestiegen. Der Rückgang der Kerninflation, die zuletzt gefallenen Energie- und Rohstoffpreise sowie die ifo-Preiserwartungen für Deutschland deuten aber darauf hin, dass der Inflationsgipfel im dritten Quartal erreicht werden könnte. Eine rasche Normalisierung der Teuerung erscheint wegen des verstärkten Lohnauftriebs jedoch eher unwahrscheinlich. Die Konsensprognose für die Euroraum-Inflation 2022 stieg im Juli auf 7,5 %.
Die Kapitalmärkte haben zur Jahresmitte vom Inflations- in den Rezessions-Modus umgeschaltet und ihre zuvor sehr aggressiven Leitzins-Wetten deutlich korrigiert. Entsprechend fielen die zehnjährigen US- und Bundrenditen um 50 bzw. 60 Bp. Solange der US Arbeitsmarkt nicht einbricht, dürfte die Fed weiter darum kämpfen, ihren Rückstand bei der Inflationsbekämpfung aufzuholen und im Juli eine Leitzinserhöhung um 75 Bp beschließen, welcher bis Jahresende weitere Schritte um bis zu 100 Bp folgen könnten. Im Falle einer Rezession würde aber wohl eine rasche Kurswende hin zu einer geldpolitischen Lockerung erfolgen. Die EZB dürfte bis Jahresende den Hauptrefinanzierungssatz bis 1 % anheben.
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