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Interview

Olgerd Eichler (MainFirst): „Rohstoffpreise werden ins Rutschen kommen“

© MainFirst

07.07.2022 - Olgerd Eichler von MainFirst hat auf dem Fondskongress mit Citywire Deutschland über die Risiken eines Gaslieferstopps und aktuelle Chancen am Markt gesprochen.

Wie ist es dieses Jahr bisher für Sie gelaufen?

Wir sind mit einer sehr positiven Einschätzung in dieses Jahr gestartet. Mit Beginn des Ukrainekriegs hat sich das Bild allerdings geändert. Im Zuge der Invasion sind Zykliker und konjunktursensitive Firmen ziemlich unter die Räder gekommen. Wir haben in diesem Jahr den Index bisher nicht geschlagen. Allerdings glauben wir, dass sich die Märkte in den nächsten zwölf bis 18 Monaten wieder erholen könnten. Dennoch werden wir erstmal in eine Rezession kommen. Diese wird unseres Erachtens nicht länger als ein Jahr anhalten und auch nicht sehr dramatisch sein. Wir glauben, dass die Notenbanken die Wirtschaft etwas schwächen und dadurch die Inflation zügeln werden. Allerdings wird die Fed es nicht zulassen, dass die Arbeitslosenquote in den USA um mehr als fünf Prozentpunkte steigen wird. Ein weiterer Punkt ist, dass wir durch weniger Nachfrage auch einen Preisverfall bei den Rohstoffen sehen werden. Das wird keine starke Aktienmarktkorrektur nach sich ziehen, aber einige Rohstoffpreise werden ins Rutschen kommen. Konkret gehen wir davon aus, dass der Ölpreis im Durchschnitt in den nächsten zwölf Monaten tiefer stehen wird als heute. Das müssen nicht -30% sein, aber durchaus -10%. Ein weiterer Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist, sind die zehnjährigen US-Staatsanleihen. Die Fed kann es sich nicht erlauben, dass die Anleihen 5% Zinsen oder mehr haben.

Was spricht Ihrer Meinung nach für ein „Soft Landing“?

Erstens glaube ich, dass die Inflation nicht mehr steigen, sondern im Zeitablauf von weniger als einem Jahr ebenfalls ins Rutschen kommen wird. Wir können auch im ersten Halbjahr 2023 noch 4% bis 5% sehen – aber auf jeden Fall weniger als heute. Die Veränderung der Inflation wird das Entscheidende sein. Wenn die Inflation geringer ausfällt, wird die Notenbank weniger gegensteuern müssen. Der zweite Punkt ist, dass mit einer milden Rezession die Nachfrage nachlassen wird. Mit sinkender Nachfrage werden Rohstoffe für Dienstleistungen, Produkte und Investitionsgüter weniger gefragt sein. Hier spielt vor allem der Preis der Rohstoffe eine entscheidende Rolle. 

Die Rohstoffpreise haben also erstmal Ihren Höhepunkt erreicht?

Sie bleiben teuer und werden nur im Vergleich zum aktuellen Niveau etwas billiger. Sollte die Rezession länger andauern, werden sie allerdings erheblich ins Rutschen kommen.

Das heißt, Sie gehen im Moment von keinen größeren Veränderungen für Sie und Ihre Fonds aus?

Wir glauben, dass die Mehrzahl der Positionen, die wir halten, dieses und nächstes Jahr keine Gewinnwarnung aussprechen müssen. Auch 2023 wird nicht unbedingt ein Geschäftsjahr werden, in dem unsere Portfoliounternehmen erheblich schlechter wirtschaften. Wir glauben zudem, dass die Gewinne zeitversetzt zu den sinkenden Rohstoffpreisen wieder kommen werden. Wir haben zum Beispiel einen Glashersteller, bei dem die größtenteils gasbetriebenen Öfen 24/7 durchlaufen müssen. Energie macht hier gut ein Fünftel der Kosten aus. Sollte sich der Gaspreis dauerhaft verringern, erwarten wir wieder erhöhte Profite. Damit ist dieses Unternehmen kein Einzelfall, sondern exemplarisch für die Entwicklung, die wir gerade beobachten.

Wir haben in Europa im Moment eine unberechenbare geopolitische Variable. Unternehmen, die stark vom Gas abhängig sind, würde ein Gaslieferstopp empfindlich treffen.

Wenn ein Gaslieferstopp erst in zwölf Monaten kommen würde, glaube ich, dass wir bis dahin genug alternative Rohstoffquellen aus anderen Regionen der Welt gefunden haben werden. Sollte der Gaslieferstopp allerdings dieses Jahres verhängt werden, wird die Rezession keine milde sein. Es ist nicht möglich, die Wahrscheinlichkeit dafür seriös einzuschätzen. Was gesagt werden kann: Je später sie kommt, desto weniger schädlich wird sie sein. Wir bereiten uns seit einigen Monaten auf einen Lieferstopp vor und beobachten die betroffenen Unternehmen ganz genau. Die BASF, immerhin der weltweit größte Chemiekonzern, wäre hart getroffen, aber in einem verkraftbaren Verhältnis. Das Werk bei Ludwigshafen steht für circa 16% des Konzernumsatzes. Ein Gas-Stopp würde zwar einen erheblichen Teil des Umsatzes, nicht aber 30% oder gar 40% betreffen. Ich könnte mir zudem vorstellen, dass die Aktie dies mittlerweile schon gut eingepreist hat.

Wo sehen Sie für das laufende Jahr Chancen?

Wir glauben, dass die negativen Stimmen mittlerweile einen sehr großen Raum eingenommen haben. Fast alle Markteilnehmer sind defensiv positioniert, aus Angst vor konjunktureller Abschwächung. Das wirkt sich auf alle Bereiche im Markt aus. Chemieunternehmen, Maschinenbau, Industrie, Automobilhersteller, Versicherer und Banken haben schlecht performt. Der Markt hat die Kosten für eine mögliche milde Rezession eingepreist. Tritt sie ein, wird die Korrektur also relativ gering sein und die Belebung in weniger als zwölf Monaten eintreten. Ein weiterer Grund, um positiv zu bleiben ist, ist, dass die Notenbanken heutzutage weniger dogmatisch sind als die Bundesbank vor 30 Jahren. Sie tragen damit nicht mehr nur das Mandat der Preisstabilität, sondern sind in einem gesellschaftlichen Kontext zu betrachten. Es ist zum Beispiel nicht im Interesse der Notenbanken, die Arbeitslosigkeit auf 7% nach oben schnellen zu lassen, weil das vielleicht zu sozialen Unruhen führen könnte. Das heißt, die Notenbanken sind nicht bereit, einen unendlich hohen Preis für die Bekämpfung der Inflation zu zahlen. Wir glauben zudem, dass die meisten Zinsanhebungsschritte bereits eingepreist sind.


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