05.07.2022
Makroökonomisches Umfeld
Realwirtschaftliche Situation:
Die globale realwirtschaftliche Datenlage hat sich im Juni weiter leicht verschlechtert. Wieder ist ein starker Einbruch des Konsumentenvertrauens dafür hauptverantwortlich. In der Eurozone fällt der Index der Europäischen Kommission nahezu auf seinen historischen Tiefstwert, nur leicht über dem Wert in der Eurokrise 2012. In den USA ist der Michigan Consumer Confidence Index von 58,4 auf 50,2 und damit auf ein 50-Jahres-Tief eingebrochen.
Die Sorgen der Verbraucher stehen im Widerspruch zu der anhaltenden Stärke des Arbeitsmarktes. In den USA liegt die Arbeitslosenquote mit 3.6% auf einem 50-Jahres-Tief und auch die Zahl der offenen Stellen erreicht ein historisches Hoch. Für die G7 Staaten misst die OECD eine Arbeitslosenquote von 4,2% - ebenfalls nahe dem 30-Jahres-Tief. Natürlich lässt sich dieser Widerspruch mit dem Thema Nr. 1 - Inflation - erklären. Man darf dabei nicht vergessen, dass anders als z.B. Arbeitslosigkeit alle – und zwar wirklich alle – Menschen von steigenden Güterpreisen betroffen sind. Hinzu kommt insbesondere in den USA, dass die anhaltende Schwäche des Aktienmarktes und die zunehmende Diskussion in den Medien über die Möglichkeit einer Rezession ebenfalls auf die Stimmung drücken.
In Europa dominiert die Sorge vor Energieengpässen die Diskussionen. Bislang gibt es noch wenige Anzeichen dafür, dass sich das schwache Vertrauen auf die Verbraucherausgaben auswirkt, aber es stellt ein Abwärtsrisiko für die kurzfristigen Aussichten dar - vor allem, wenn die Verbraucher ihre Ausgaben durch die Aufzehrung ihrer Ersparnisse finanzieren werden. Unser globales Regime bleibt bei weiterhin negativer Tendenz im „Winter“.
Monetäre Situation:
Zentralbanken und neue historische Inflationszahlen haben den Juni geprägt. Die EZB hat Mitte des Monats mit einem „Emergency meeting“ für Aufmerksamkeit gesorgt, die FED hat am gleichen Tag die Erwartungen des Marktes mit einer Zinserhöhung um 75 bp erfüllt. Selbst die Schweizer Nationalbank hat mit Ihrer Leitzinserhöhung um 50 bp auf das Inflationsgeschehen reagiert.
Man wird als „entfernter“ Beobachter der Zentralbanken einfach das Gefühl nicht los, dass die anfängliche „Sorge“ um eine „transitorisch hohe Inflation“ fast einer Panik gewichen ist. Das lässt sich auch in den Marktreaktionen ablesen. Um mal beispielhaft das Ausmaß zu verdeutlichen: Der Zins für 2-jährige deutsche Staatsanleihen ist von -0,62% Ende 2021 auf +1,23% Mitte des Monats gestiegen, und fiel zum Ende des Monats auf +0,65%. In der Folge hat der Euro-Schatz Future seit Jahresanfang -2,6% verloren, der Bund-Future -12%.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren (oder gar Jahrzehnten) rückt die monetäre Situation in den Mittelpunkt des Geschehens. Sie wird nach unserer festen Überzeugung das ökonomische und damit auch das Marktgeschehen im zweiten Halbjahr maßgeblich prägen. Wir bleiben natürlich in unserem Prozess im (tief) dunkelroten monetären Regime.
Marktentwicklungen
Im Juni haben abermals alle Assetklassen deutliche Verluste erlitten. Die globalen Aktienfutures korrigierten im Schnitt über unsere sieben Märkte -7,3%, japanische Aktien mit -1,8% und Emerging Markets mit -4,8% konnten sich relativ noch am besten halten. Der negative Trend setzte sich auch bei den globalen Anleihenmärkten fort. Bis zur Monatsmitte (FED-Entscheidung) verloren die globalen Futures -4%, „erholten“ sich zum Monatsende und schlossen mit -1,2% ab. Auch Rohstoffe verzeichneten Verluste. Energie und Industriemetalle korrigierten zweistellig.
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