23.06.2022 - Der Höchststand der Inflation wird wohl bald erreicht sein. Dennoch gibt es mehrere Gründe, die dafür sprechen, dass sie verhältnismäßig langsam fallen wird. Erneut haben die Lockdowns in China zu Engpässen der globalen Lieferketten geführt. Ein Zuwachs der Preise für Rohstoffe ist auch künftig zu erwarten. Das Wachstum der Löhne und Gehälter nimmt ebenfalls zu. Und die Nachfrage richtet sich neu auf Dienstleistungen aus, wo eine Zunahme der Teuerungsrate festzustellen ist.
Bisher waren die Konsumenten in der Lage, höhere Preise zu verkraften, jedoch ist die einsetzende rückläufige Nachfrage besorgniserregend. Durch das Schrumpfen der Reallöhne ist das Verbrauchervertrauen eingebrochen. Die angespannte Finanzlage hat eine schwächere Wohnungsbautätigkeit verursacht. Auch die Ersparnisse sind nicht mehr so hoch wie auf dem Höhepunkt der Pandemie.
Die Notenbanken sind bereit, gegen die Inflation vorzugehen, und die Zinssätze werden voraussichtlich stark ansteigen. Die Stimmung der geldpolitischen Entscheidungsträger dürfte sich ändern, sobald die Teuerung abnimmt. Dann wird sich die Aufmerksamkeit erneut auf das Wachstum richten. Allerdings wird es schwierig sein, eine weiche Landung zu bewerkstelligen, und die Rezessionsrisiken nehmen weiter zu. Für dieses und das kommende Jahr haben wir unsere BIP-Wachstumsprognose auf nur noch 2,7 % von zuvor 3,8 % und 3,0 % gesenkt.
Die Teuerungsrate in den USA hat wahrscheinlich schon ihren Höhepunkt erreicht, aber wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed auch künftig aggressive Zinsschritte vornimmt. Ihr Leitzins wird bis Jahresende 3 % erreichen. Davon dürfte die Wirtschaftstätigkeit hart getroffen sein. Unsere BIP-Wachstumsprognose für 2023 haben wir deshalb auf nur 1,5 % gesenkt. Damit könnte der Weg für Zinssenkungen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres geebnet sein.
Gleichzeitig bewegt sich unsere Einschätzung für Großbritannien und die Volkswirtschaften der Gemeinschaftswährung eher in Richtung Stagflation. In Großbritannien ist davon auszugehen, dass die Teuerung relativ hartnäckig sein wird. Die Bank of England wird daher gezwungen sein, weitere Zinserhöhungen anzukünden. Auch die Europäische Zentralbank dürfte die Zinsen erhöhen. Sie wird sich jedoch für eine vorsichtigere Gangart entscheiden, denn die Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen der Ereignisse in der Ukraine trübt die Konjunkturaussichten.
Unsere diesjährige BIP-Wachstumsprognose für China haben wir deutlich gesenkt. Die pandemiebedingten Einschränkungen dürften das BIP im zweiten Quartal schrumpfen lassen und es wird im Jahresverlauf 2022 lediglich um 3,5 % zunehmen. Die gute Meldung ist jedoch, dass wir im Jahresverlauf nach wie vor eine gewisse konjunkturelle Verbesserung erwarten. Damit wäre eine leichte Wirtschaftserholung von 5,5 % für 2023 möglich.
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