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Marktkommentar

Bruno Cavalier (ODDO BHF): Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges

© Oddo BHF Asset Management

11.04.2022 -

  • Der Krieg in der Ukraine wirkt als dreifacher Schock für die europäische Konjunktur. Er drückt auf die Stimmung der Wirtschaftsakteure, facht die Inflation an und erhöht die Gefahren durch Lieferengpässe. 
  • Die Energieabhängigkeit von Russland macht Europa sehr verwundbar, und kurzfristig gibt es hierfür keine Lösung ohne schmerzhafte Einschnitte. 
  • Die Weltwirtschaft verläuft zunehmend asynchron. Europa droht ein Rückfall in die Rezession, die Konjunktur in den USA ist überhitzt, und in China wirken die Null-Covid-Strategie und die Immobilienkrise als Bremse.

Der 24. Februar 2022, der Tag, an dem die russische Armee in die Ukraine einmarschierte, markierte eine Zeitenwende für Geopolitik und Wirtschaft.

Es gibt ein Davor und ein Danach.

Davor ... ging es in der europäischen Wirtschaft mit Rückenwind voran. Dank der im Zuge der Pandemie ergriffenen Stabilisierungsmaßnahmen konnte die Beschäftigung wieder angekurbelt und eine Kreditrationierung verhindert werden. Die Omikron-Welle ebbte langsam ab, was den Weg für die Aufhebung der letzten Einschränkungen in Europa ebnete und die Dienstleistungsausgaben stärkte. Und bei den Lieferengpässen, die zur Drosselung der Industrieproduktion geführt hatten, zeigten sich erste Anzeichen einer Entspannung. Es gab Grund zu der Hoffnung, dass die Inflation kurz vor ihrem Höhepunkt stand und wieder sinken würde. Nachdem die Konjunktur im Euroraum Ende 2021 wieder das Vorpandemie-Niveau erreicht hatte, schienen alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass sich die Erholung 2022 mit einem Tempo über Trendniveau fortsetzen würde. 

Danach ... sah sich die europäische Wirtschaft starkem Gegenwind ausgesetzt. Es ist davon auszugehen, dass die Konjunktur mindestens wieder unter den Trend fallen wird. Das Alternativszenario im Falle einer Verschärfung der Spannungen mit Russland wäre schlicht gesagt ein Rückfall in die Rezession.

Es gibt drei Gründe, warum der „Putin-Schock“ Anlass zu großer Sorge gibt.

Zum einen findet der Krieg direkt vor unserer Haustür statt und sorgt täglich für alarmierende Bilder. Und er führt zu einer Konfrontation mit einem Land, von dem ein Großteil unserer Energieversorgung abhängt. In Europa werden ca. 40% des Gasverbrauchs und ca. 20% des Erdölverbrauchs aus russischen Importen gedeckt. Die Abhängigkeit von einem feindlichen Land erweist sich als Schwäche. Wie weit kann Europa mit den Sanktionen gehen, ohne selbst darunter zu leiden? Die europäischen Regierungen wollen diese Abhängigkeit zu Recht verringern, doch dazu sind beträchtliche Investitionen in die Infrastruktur erforderlich, und es wird nicht von heute auf morgen möglich sein. Wenn die EU von einem Tag auf den anderen einen Importstopp für russisches Gas verhängen oder Russland von sich aus den Hahn zudrehen würde, wären bedeutende Produktionsausfälle die Folge. Eine teilweise Substitution wäre zwar möglich, aber zu höheren Preisen, um Lieferanten aus anderen Regionen zu gewinnen. Ein Ende der Energiekrise scheint damit nicht in Sicht.

Zweitens führt der Schock zu einer erheblichen Unsicherheit, die Investitionsvorhaben oder Neueinstellungen verzögern kann. Gerade als in Europa die Sorgen im Zusammenhang mit der Pandemie nachließen, sorgte der Krieg für nicht minder beunruhigende Risiken, z. B. die Befürchtung, dass es zu einer Rationierung der Stromversorgung oder im Falle einer Eskalation zum Einsatz von Chemie- oder Atomwaffen kommen könnte. Wie eine Pandemie ist auch ein Krieg mit Handelsbarrieren verbunden, die zu Lieferverzögerungen oder Verknappung führen können. Der Krieg in der Ukraine kann Handel und Produktion daher in ähnlicher Weise beeinträchtigen wie zuvor die pandemiebedingten Beschränkungen. Deutschland ist aufgrund seiner geografischen Nähe zum Kriegsgebiet, der starken Einbindung der osteuropäischen Länder in die industrielle Wertschöpfungskette des Landes und der extremen Abhängigkeit von russischem Gas stärker gefährdet als Frankreich.

Und drittens sind die europäischen Regierungen weniger als zu Beginn der Pandemie in der Lage (oder willens), für stabilisierende Maßnahmen zu sorgen. Dies hat einen einfachen Grund: Vor zwei Jahren stellte Inflation noch keine Bedrohung dar. Man setzte alles daran, die Konjunktur so stark wie möglich zu stützen, und alle wirtschaftspolitischen Hebel wurden gelockert. Damals bestand die Gefahr darin, zu wenig und zu spät zu handeln, und nicht darin, zu viel und zu schnell. Heute herrscht bereits eine sehr hohe Inflation. Zentralbanken und Finanzminister verfolgen gegensätzliche Ziele. Wie lässt sich die Konjunktur ankurbeln, ohne dadurch die Inflation weiter zu schüren? Wie bekämpft man die Inflation, ohne die wirtschaftliche Erholung zu gefährden? Welches Ziel hat Priorität? Wie wird es nach drei Monaten und nach zwölf Monaten aussehen? Lassen sich Geld- und Fiskalpolitik auf einen Nenner bringen? Die Antworten auf diese Fragen fallen schwer. Die derzeitige Lage begünstigt wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen. 

Was wissen wir sechs Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine über die Auswirkungen auf die Wirtschaft?

Die Energiepreise reagierten sofort. Im Euroraum legten sie zwischen Februar und März im Durchschnitt um 13% zu und ließen die jährliche Inflationsrate auf 7,5% steigen, ein seit Jahrzehnten nicht mehr beobachteter Rekordwert.

Die Privathaushalte leiden unter beträchtlichen Kaufkraftverlusten. Der europäische Verbrauchervertrauensindex brach im letzten Monat ein und erreichte fast die Werte vom Beginn der Pandemie. Auch das Geschäftsklima verschlechterte sich. Aktuell sind die Geschäftsbedingungen noch gut, aber die Erwartungen an die Zukunft sind insbesondere in Deutschland stark gesunken.

Der Krieg in der Ukraine trifft Europa, während der Rest der Welt mit eigenen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat. 

Die USA leiden unter einer Überhitzung der Konjunktur. Ein ausgeprägter Mangel an Arbeitskräften lässt die Löhne in die Höhe schnellen (um mehr als 5% pro Jahr). Der Markt für Wohnimmobilien verzeichnet höhere Preissteigerungen als während der Subprime-Blase (um fast 20% pro Jahr), diesmal zum Glück ohne exzessive Verschuldungsquoten. Die Fed hat einen Zyklus der geldpolitischen Straffung gestartet, der sich als sehr anhaltend erweisen dürfte. Angestrebt wird damit eine weiche Landung der Wirtschaft, aber es gibt keine Garantie dafür, dass dies gelingen wird. Das Risiko einer Rezession in den USA ist auf kurze Sicht gering, nimmt für 2023 jedoch zu.  

In China verliert indessen die Konjunktur zunehmend an Fahrt. Es gibt zwei Hauptprobleme, von denen keines kurzfristig verschwinden dürfte. Zum einen hat die chinesische Regierung weiterhin strenge Mobilitätsbeschränkungen verhängt, um die Ausbreitung der Corona-Infektionen einzudämmen. Diese Maßnahmen bremsen die Binnennachfrage und beeinträchtigen darüber hinaus die globalen Lieferketten. Und zweitens befindet sich der Bausektor nach einer nicht durchzuhaltenden Expansion jetzt in einer Korrekturphase. Die Regierung kann jetzt nur versuchen, dafür zu sorgen, dass diese Korrektur nicht zu abrupt verläuft, aber ein erneuter ungebremster Aufschwung ist nicht zu erwarten.

 

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