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Marktkommentar

Dr. Andrea Siviero (ETHENEA): Schwere Zeiten

© ETHENEA Independent Investors S.A.

04.04.2022 - Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit in einer schwierigen Phase, und die Unsicherheit hat stark zugenommen. Während sie sich von der durch die COVID-19-Pandemie ausgelösten Rezession erholt und mit der steigenden Inflation zu kämpfen hat, wird sie von einem großen negativen Angebots- und Nachfrageschock getroffen, der eine neue Rezession auszulösen droht.

Eine rasche Erholung und ein kurzer Zyklus mit gefährlichem Inflationsdruck

Die COVID-19-Pandemie beendete den längsten Konjunkturzyklus der Nachkriegszeit, der zwischen Juni 2008 und Februar 2020 mehr als zehn Jahre dauerte. Aufgrund beispielloser geld- und fiskalpolitischer Anreize war die COVID-19-Rezession die kürzeste in der Geschichte der USA, führte aber auch zum stärksten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit der Rezession von 1945.

Ein außergewöhnlicher Schock erfordert eine außergewöhnliche politische Reaktion. In Anbetracht der Fehler, die während der globalen Finanzkrise von 2008 gemacht wurden, haben die politischen Entscheidungsträger schnell reagiert und beispiellose fiskal- und geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen ergriffen, die eine wirtschaftliche Depression verhinderten und eine ungewöhnliche und besonders schnelle wirtschaftliche Erholung bewirkten.

Da der Dienstleistungssektor unter den COVID-19-bedingten Einschränkungen litt, konzentrierte sich die Nachfrage auf den Gütersektor. Hier schoss die Inflation in die Höhe, da die Versorgungsketten überlastet waren und Engpässe verhinderten, dass das Angebot mit der rasant gestiegenen Nachfrage mithalten konnte. Der plötzliche und starke Anstieg der Energienachfrage in Verbindung mit der frühen Phase der Energiewende¹ und dem Rückgang der Investitionen in fossile Energieträger trieb die Öl- und Gaspreise auf Mehrjahreshöchststände. Die Flaute auf dem Arbeitsmarkt, die traditionell auf eine Rezession folgt, blieb aus. Infolgedessen sind die Arbeitsmärkte extrem angespannt und die Löhne steigen in einigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften stark an.

Wir haben einen extrem verkürzten Konjunkturzyklus erlebt. Die Weltwirtschaft ist rasch von der Anfangsphase des Aufschwungs zur Mitte des Zyklus übergegangen, wobei der Inflationsdruck zugenommen hat. Das Wirtschaftswachstum ist zwar nach wie vor gesund, hat aber wahrscheinlich in weiten Teilen der Weltwirtschaft seinen Höhepunkt erreicht. Da die Engpässe auf der Angebotsseite länger andauern als erwartet, hat sich die Inflation ausgeweitet und ist hartnäckiger geworden; und sie beginnt, sich auf Bereiche wie Löhne und Mieten auszuwirken.

Obwohl die Zentralbanken gehofft hatten, dass die Inflation gedämpft würde, wenn sich die Engpässe in der Lieferkette auflösen würden, ohne dass sie ihre Politik übermäßig straffen müssten, erkannten sie, dass entschlossenes Handeln erforderlich war, um die Inflation zu senken, und nahmen Ende 2021 eine entschieden restriktive Haltung ein.

Geopolitische Krise

Ende Februar wendete sich das Blatt dramatisch. Was noch vor wenigen Wochen als gefährliches Restrisiko für die Weltwirtschaft galt, wurde plötzlich zu einer verheerenden Realität. Der russische Einmarsch in der Ukraine hat die Welt schockiert, unermessliches Leid über die ukrainische Bevölkerung gebracht und der Weltwirtschaft geschadet.

Das ohnehin schon komplizierte Szenario einer anhaltend hohen Inflation und des Rückzugs der Zentralbanken aus ihrer akkommodierenden Politik wurde durch den Krieg noch verschärft. Die Ungewissheit und die Abwärtsrisiken haben erheblich zugenommen. Der Krieg und die daraufhin von den USA und Europa verhängten Sanktionen haben die Energie- und Rohstoffpreise drastisch in die Höhe schnellen lassen. Die Ukraine und Russland gehören zu den Hauptlieferanten von Rohstoffen aller Art: Öl, Gas, Getreide, Mineralien, Metalle usw. Ein anhaltender Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise verstärkt den Preisdruck und birgt ein erhebliches Risiko, dass die Inflation länger hoch bleibt und sich verfestigt, was länger anhaltende Zweitrundeneffekte auslöst.

Für die Weltwirtschaft besteht die Gefahr einer neuen Rezession. Sie wurde von einem kombinierten negativen Angebots- und Nachfrageschock getroffen, der die globalen Versorgungsketten weiter schädigen, den Inflationsdruck verstärken und zu einem langsameren Wachstum führen wird, indem er das Vertrauen untergräbt und den internationalen Handel behindert. Diese Art von externem Stagflationsschock stellt für die politischen Entscheidungsträger eine besondere Herausforderung dar, da sie sich mit einem immer schwierigeren Kompromiss zwischen der Eindämmung der hartnäckig hohen Inflation und der Unterstützung des Wachstums konfrontiert sehen, gerade als sie begonnen haben, ihre ultraexpansive Pandemiepolitik zurückzufahren.

Wie werden die politischen Entscheidungsträger reagieren? Es handelt sich um eine heterogene Situation, und es ist wahrscheinlich, dass der Konflikt die wirtschaftlichen Divergenzen weiter verschärfen wird, da die Länder auf unterschiedliche Weise vom Krieg betroffen sind. Angesichts dieser neuen Realität werden die Finanz- und Währungsbehörden ihre Pläne zur Straffung der Politik sorgfältig überdenken. Mit zunehmender Unsicherheit wird der makroökonomische Policy-Mix (aus Geld- und Finanzpolitik) zu einem entscheidenden Faktor, wenn es darum geht, die Inflation unter Kontrolle zu halten, ohne die globalen Volkswirtschaften in eine Rezession zurückzutreiben. Die Zentralbanken werden ihre Normalisierungspläne vorantreiben, um die Inflationserwartungen zu dämpfen und zu verhindern, dass sie sich verfestigen. Wir gehen davon aus, dass die Finanzpolitik weitgehend unterstützend wirken wird, um eine kombinierte geld- und finanzpolitische Straffung zu vermeiden, die eine neue Rezession auslösen könnte.

Angesichts des soliden Wachstums, der Vollbeschäftigung und des starken Lohndrucks hat die Fed im März ihren Normalisierungspfad eingeschlagen und damit die klare Botschaft vermittelt, dass sie sich voll und ganz der Senkung der Inflation verschrieben hat. Die Fed signalisierte auch, dass die US-Wirtschaft stark ist und eine aggressive Straffung mit geringem Rezessionsrisiko verkraften kann. Die Regierung Biden wird wahrscheinlich versuchen, ihr Programm „Build Back Better“ wiederzubeleben, um Haushalte und Unternehmen zu unterstützen, die vom Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise betroffen sind. Die europäische Wirtschaft, die stark von russischer Energie abhängig ist und enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland unterhält, wird von den Folgen des Krieges am stärksten betroffen sein. Die EZB hat ihre Absicht bekundet, den Ausstieg aus dem Programm zur quantitativen Lockerung zu beschleunigen, wird aber angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit einer aggressiven Straffung ihrer Politik zögerlicher sein (als die Fed). Mit der Auszahlung des EU-Konjunkturprogramms, einer Überarbeitung des Stabilitäts- und Wachstumspakts, weiteren möglichen Maßnahmen zur Abfederung der steigenden Energiepreise und zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben wird die Finanzpolitik expansiv bleiben. In China, das immer noch mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat, wird die makroökonomische Politik stark expansiv bleiben, um das vom Nationalen Volkskongress für 2022 gesetzte Ziel eines BIP-Wachstums von 5,5 % zu erreichen.

Der Weg zu einer sanften Landung ist zwar immer noch vorhanden, wird aber zunehmend schmaler. Eine rasche Beilegung des Konflikts in der Ukraine scheint ein entscheidender Faktor zu sein, um die Stagflationsrisiken zu verringern. Um eine weiche Landung zu erreichen, ist ein geeigneter wirtschaftspolitischer Mix erforderlich, der eine allmähliche Normalisierung der Geldpolitik und eine unterstützende Finanzpolitik umfasst, die den Zentralbanken den nötigen Spielraum für eine Rückführung der akkommodierenden Maßnahmen bietet, ohne eine Rezession auszulösen. Es ist von entscheidender Bedeutung, politische Fehltritte zu vermeiden, doch wird dies im derzeitigen Umfeld immer schwieriger. Und schließlich ist eine globale Lösung der Pandemiekrise nach wie vor der Schlüssel zur Überwindung von Engpässen in den Lieferketten, zur Eindämmung des Inflationsdrucks und zur Unterstützung der globalen Erholung. Eine Double-Dip-Rezession ist nicht das Basisszenario, aber eine sanfte Landung könnte allmählich wie Wunschdenken aussehen.

¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Energiewende



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