14.03.2022 - Was vor einigen Wochen noch undenkbar schien, ist nun traurige Realität. Mit dem Einmarsch in der Ukraine hat Russland vor allem Europa überrascht. Die Aktienmärkte reagierten überraschend milde darauf. Der NASDAQ 100 und der S&P 500 beendeten den Februar mit einem Minus von -4,5% respektive -3,0%. Die Verluste entstanden seit Monatsbeginn überwiegend aufgrund weiter steigender Nominalzinsen. Seit Kriegsbeginn jedoch, tendierten die Indizes fester, wobei vor allem die europäischen Indizes von der Krise stärker betroffen waren. Der EURO STOXX 50 gab um -5,9% nach und der DAX verlor über den Monat -6,5%. Auf der Anleihenseite stiegen 10-jährige US-Staatsanleihen im Monatsverlauf um 5 Basispunkte auf +1,83%, nachdem sie zur Monatsmitte erstmals seit 2019 wieder die 2-Prozentmarke überschritten hatten.
Die aktuelle Situation in der Ukraine ist dramatisch und befeuern die Emotionen der Anleger, jedoch sind Emotionen, wie man weiß, kein guter Ratgeber bei der Geldanlage. So schockierend die Situation in der Ukraine auch ist, müssen wir als treuhänderischer Vermögensverwalter diese Situation auf ihre wirtschaftlichen Auswirkungen hin analysieren und Emotionen dabei außen vor lassen. Die Vergangenheit zeigt, dass es z.B. selten eine gute Idee war, Aktien bei Ausbruch eines Krieges zu verkaufen. Auch in diesem Konflikt, sehen wir die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft als gering an. So machen etwa die Exporte aus Europa nach Russland gerade mal etwa 0,5% der hiesigen Wirtschaftsleistung aus, für Deutschland liegt der Wert bei etwa 0,7%. In den USA sind die Handelsverflechtungen mit Russland noch geringer. Die größten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wohl die Energiepreise. So fließt zwar noch das Gas und Öl aus Russland, doch die Unsicherheit ist gestiegen und die westliche Welt wird sich nach Alternativen umschauen müssen und infolgedessen, wie man bereits sehen kann, höhere Preise in Kauf nehmen. Diese gestiegenen Preise bei den Rohstoffen sind bereits jetzt sichtbar und sorgen für schwächere Wachstumsaussichten. Auch bekommt die Inflation dadurch weiteren Auftrieb und wird das Dilemma der Notenbanken verstärken. Trotzdem sehen wir eine Rezession weiterhin als unwahrscheinlich an, dafür sind die Ersparnisse der Konsumenten in den USA als auch in Europa zu hoch. Die FED wird deshalb im März, wie angekündigt, die Zinsen anheben, allerdings wird der weitere Zinspfad nicht so steil ausfallen, wie zuletzt vom Markt befürchtet. In Europa dagegen ist eine Zinsanhebung in diesem Jahr voraussichtlich vom Tisch.
In diesem Umfeld sinkender Wachstumsprognosen werden es Unternehmen aus zyklischen Branchen schwerer haben als zuletzt. Wohingegen Unternehmen mit strukturellem Wachstum wieder gefragt sein werden. Nach der Korrektur in den letzten Monaten gibt es jetzt wieder attraktive Wachstumsunternehmen mit realistischen Bewertungen. Die positiven Aussichten für Europa haben sich mit diesem Umfeld jedoch deutlich eingetrübt, der US-Markt andererseits, scheint nun wieder die bessere Perspektive zu haben.
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