21.02.2022 - Am Devisenmarkt verlief der Start in das neue Jahr relativ unspektakulär. Der Euro strebte zum US-Dollar und zum Schweizer Franken zunächst nach oben, büßte die Gewinne dann aber wieder weitgehend ein. Dennoch scheint der Euro einen Boden zu finden. Die geldpolitische Divergenz, die bei den Zentralbanksitzungen im Dezember erneut sichtbar wurde, belastete den Wechselkurs EUR/USD nicht weiter. Lediglich gegenüber dem Pfund erlitt der Euro in den letzten vier Wochen einen Kursverlust von zeitweilig knapp zwei Cent. Diese Stärke des Pfundes stufen wir aber als vorübergehend ein.
Besonderes Augenmerk liegt momentan auf der Zinsent- wicklung. Ausgehend von den USA sind die Marktzinsen kräftig gestiegen (Abbildung rechts). Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe verbuchte diese Woche erstmals seit Mitte 2019 wieder ein positives Vorzeichen. Da die Inflationsraten weiterhin hoch sind und auch die Inflationserwartungen nach oben angepasst werden, sind die Notenbanken gezwungen, aus der ultra-expansiven Geldpolitik auszusteigen. Sie reduzieren die Anleihekäufe und tragen damit zum Anstieg der Marktzinsen bei. Da die USA ein ausgeprägteres Inflationsproblem haben als die Eurozone, hat die US-Notenbank Fed ihren Kurswechsel früher und entschlossener begonnen als die EZB. Der US- Dollar hat davon profitiert, der Eurokurs hingegen hat gelitten. In der vergangenen Dekade, als die Zentralbanken alles daransetzten, die niedrigen Inflationsraten nach oben zu bringen, war ein schwacher Wechselkurs ganz im Sinne der Zentralbanken, denn ein schwacher Wechselkurs führt zu höheren Importpreisen. Jetzt, da die Inflationsraten unerfreulich hoch sind, steht ein schwacher Wechselkurs den Interessen der Zentralbanken entgegen. Es könnte also einen kleinen Zinserhöhungswettlauf geben.
Im Jahresverlauf dürfte der Euro gegenüber dem US-Dollar und dem Schweizer Franken leicht zulegen. Kurzfristig lauern aber einige Faktoren, die dem US-Dollar nochmal Auftrieb geben könnten (z.B. der Ukraine-Konflikt).
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