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Interview

Michel Wiskirski (Carmignac): „Die Energiewende muss beschleunigt werden“

© Carmignac

29.11.2021 - Die Gespräche im Rahmen der 26. UN-Klimakonferenz sind beendet. Nun besteht dringender Handlungsbedarf, um die Energiewende voranzubringen und das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, meint Michel Wiskirski, Manager des Fonds Carmignac Portfolio Green Gold:

Die 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen ist beendet. Wo stehen wir heute in Bezug auf das Ziel der Klimaneutralität bis 2050?

Michel Wiskirski: Auch wenn der Ausblick nicht vollkommen düster ist, entsprechen die Maßnahmen, die seit etwa zehn Jahren ergriffen werden, laut der Internationalen Energieagentur (IEA) weniger als 20% der Anstrengungen, die unternommen werden müssten, um das von der Europäischen Union angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Die Energiewende muss demnach beschleunigt werden.

Wie erklären Sie sich diesen Rückstand?

M.W.: Auf der Welt wird nicht genug investiert, um dem künftigen weltweiten Energiebedarf gerecht zu werden. Zwar steigen die Ausgaben im Zusammenhang mit dem Wandel allmählich, aber die Dynamik reicht nicht aus und die bereitgestellten Mittel sind viel zu gering, um die Nachfrage nach Energiedienstleistungen langfristig zu decken.

In erster Linie fehlt es also an Investitionen?

M.W.: Die Finanzierung ist eindeutig das fehlende Kettenglied. Es werden große politische Ankündigungen gemacht, aber sobald es um die Umsetzung geht, zeigt sich, dass auf die guten Absichten keine Taten folgen. Es ist nicht zu unterschätzen, wie langsam die Mühlen der Bürokratie mahlen. Das sehen wir vor allem in Deutschland und den USA.

Sie sprechen von fehlender Finanzierung. Wie stellt sich die Lage konkret dar?

M.W.: Das Pariser Abkommen, das vor nunmehr sechs Jahren geschlossen wurde, sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau vor. Um dieses Ziel zu erreichen – das bei der 26. UN-Klimakonferenz erneut betont wurde –, müssen die jährlichen Investitionen in Projekte und Infrastrukturen für saubere Energie laut der IEA bis 2030 knapp 4.000 Milliarden Dollar betragen. Bisher liegen die getätigten Investitionen gerade nur bei einigen hundert Millionen pro Jahr.

Erklärt dieser Mangel an Investitionen in umweltfreundliche Energiequellen den Anstieg der Gas- und Ölpreise, den wir seit mehr als einem Jahr beobachten?

M.W.: Mehrere Faktoren bedingen diesen Preisanstieg. Die mangelnden Investitionen in umweltfreundliche Energiequellen sind nicht die einzige Erklärung. Allerdings tragen der unzureichende Ausbau und die unzureichende Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen für erneuerbare Energien ganz eindeutig zu dem Problem bei, denn der Energiebedarf ist inzwischen fast wieder auf das Niveau vor der COVID-19-Krise gestiegen. Unsere aktuellen Kapazitäten zur Erzeugung fossiler und erneuerbarer Energien reichen aber nicht aus, um diese Nachfrage zu decken. Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, dann darf die fossile Energiegewinnung nicht gedrosselt werden, ohne gleichzeitig die Investitionen in erneuerbare Energieträger stark zu erhöhen. Bisher sind viel zu wenige Projekte für den Ausbau alternativer Energieträger gestartet worden. Vor einem solchen Hintergrund und um zu vermeiden, dass die Lösung eines Problems gleich ein neues schafft, muss die Energiewende allumfassend sein.

Was meinen Sie damit?

M.W. : Energieerzeugung ist ein sehr komplexer, weltweit verzahnter Prozess. Unzählige Akteure sind daran beteiligt. Und es reicht nicht, den Verkauf von Gasheizkesseln oder Autos mit Dieselmotor zu verbieten oder dem Betrieb neuer Kohlebergwerke ein Ende zu bereiten, um die Energiewende zu bewältigen. Die Erdöl- und Erdgasgesellschaften müssen ebenfalls einbezogen werden, damit sie ausreichend produzieren, um die Nachfrage zu decken, zugleich aber weniger CO2 ausstoßen. Es steht viel auf dem Spiel, denn sie sind auch Teil der Übergangslösung, die gefunden werden muss, besonders vor dem aktuellen Hintergrund der mangelnden Investitionen. Nur gemeinsam können alle Maßnahmen entlang der gesamten Produktionskette – vom Abbau fossiler Brennstoffe bis hin zu umweltfreundlichen Alternativen an der Tankstelle – etwas bewirken, und sie müssen kontrolliert und gefördert werden.

Das Ende der fossilen Energieträger kommt also nicht sofort ...

M.W.: Nein, denn die Weltwirtschaft braucht sie noch. Bis beim Erdöl eine Ersatzlösung gefunden ist, wird die Nachfrage noch viele Jahre lang bestehen bleiben. Sie dürfte sogar bis 2030 noch steigen, bevor sie zu sinken beginnt. Anschließend erwarten wir einen starken Rückgang dieser Nachfrage: Sie könnte im Jahr 2050 gegenüber dem Niveau von 2020 um 75% einbrechen. Beispielsweise dürfte der Einsatz in der Kunststoffherstellung sinken und der Ausbau von Elektroautos dürfte steigen.

Wie sieht es beim Erdgas aus?

M.W. : Es ist wichtig, die maßgebliche Rolle zu betonen, die Erdgas bei der Energiewende spielen dürfte. Zwar müssen wir mehr Energie aus erneuerbaren Energieträgern produzieren, parallel dazu brauchen wir in der Übergangsphase aber eine stabile Energiequelle wie Erdgas und Kernenergie. Demnach müssen wir in den Ausbau unserer Kapazitäten zur Erdgasgewinnung investieren – zumal Erdgas in der „europäischen Taxonomie1 “ als ein Kernelement der Energiewende genannt und unter den umweltfreundlichen Energiequellen des künftigen Energiemixes aufgeführt ist. Neben den wirtschaftlichen Aspekten der Erdöl- und Erdgasgewinnung gibt es aber auch eine nicht zu vernachlässigende soziale Komponente.

Was bedeutet das?

M.W.: Oft bleibt es unberücksichtigt, aber weltweit arbeiten rund 40 Millionen Menschen direkt für die Erdöl- und Erdgasindustrie, und zahlreiche Regionen in den Entwicklungsländern gedeihen nur dank dieses Sektors oder sind ausschließlich davon abhängig. Aus all diesen Gründen müssen wir uns demnach überlegen, wie dieser Sektor in den nächsten Jahren am besten begleitet werden kann, um die Weltwirtschaft bei der Bewältigung der Energiewende zu unterstützen.

Was ist mit den neuen Technologien, deren Energieverbrauch manche anprangern? Können sie nicht nützlich sein?

M.W.: Natürlich gibt es Ausnahmen wie Kryptowährungen, die echte Stromfresser sind, aber insgesamt sind die neuen Technologien maßgeblich für die Energiewende. Sie bilden die unverzichtbare Voraussetzung, wenn wir das Ziel der Klimaneutralität erreichen wollen. Dank dieser Technologien können wir künftig das Problem der Speicherung erneuerbarer Energien bewältigen, Wasserstoff als Energiequelle nutzen oder CO2 aus der Luft abscheiden und unterirdisch speichern.

Sowohl bei den neuen Technologien als auch bei der Übergangslösung kommt den politischen Entscheidungsträgern eine Schlüsselrolle zu ...

M.W.: Genau. Ihr Impuls ist entscheidend, und auf der politischen Agenda der zweiten Hälfte dieses Jahres stand die Umwelt weit oben. Im Juli formulierte die Europäische Union einen konkreten Maßnahmenplan zur Senkung der Treibhausgasemissionen um 55% bis 2030 im Vergleich zum Jahr 1990. Jenseits des Atlantiks erklärte US-Präsident Biden das Klima von Beginn seines Mandats an zu einem seiner Hauptschwerpunkte, und bedeutende Maßnahmen dürften entweder im künftigen Infrastrukturpaket enthalten sein oder in anderer Form kommen. Aber der Höhepunkt dieser Klima-Agenda war ganz klar die 26. UN-Klimakonferenz. Nun bleibt abzuwarten, wie es mit der konkreten Umsetzung all dieser Ankündigungen weitergeht.

Wie gehen Sie auf Ihrer Seite mit dem Thema der Energiewende um?

M.W.: Zunächst einmal gibt es bei Carmignac einen allgemeinen Ansatz, der auf unserer Fähigkeit beruht, zu investieren, uns einzubringen und auf allen Ebenen Einfluss auf Geschäftsführungsentscheidungen zu nehmen. Zudem haben wir mit Carmignac Portfolio Green Gold einen spezialisierten Fonds, bei dem wir in drei Themen investieren, die dazu beitragen, die Energiewende zu bewältigen und das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen: 1) Erzeuger umweltfreundlicher Energieträger, also Gesellschaften, die Lösungen zur Erzeugung erneuerbarer Energien bieten; 2) „Unterstützer“, sprich Gesellschaften, die uns bei der Dekarbonisierung sämtlicher Branchen unserer Wirtschaft helfen, darunter solche, an die man dabei nicht auf Anhieb und intuitiv denkt; 3) Schlüsselakteure des Wandels und damit Gesellschaften, die zwar als ökologisch problematisch gelten, denen wir aber bei der Bewältigung ihrer nachhaltigen Entwicklung helfen, da sie unserer Einschätzung nach eine Lösung beitragen können, sofern sie begleitet werden.


1Die europäische Taxonomie ist eine europäische Verordnung zur Einführung einer Klassifizierung der Wirtschaftstätigkeiten, mit deren Hilfe jene Tätigkeiten ermittelt werden können, die als „ökologisch nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“ gelten (Quelle: Banque de France)



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