Oktober 2021 - Anleger konnten sich im Monat September wohl kaum über zu wenig Unterhaltung an den Finanzmärkten beschweren – eine Immobilienkrise in China, hohe Inflationsraten, die Bundestagswahl und eine US-Notenbank, die jetzt doch offensiver über den Ausstieg des Aufkaufprogramms spricht. In den Industrieländern hat sich die Wirtschaft nach dem tiefen Einschlag durch die COVID-Pandemie in den vergangenen Monaten deutlich erholt. Die Wiedereröffnungen und der Rückenwind durch die enorm expansiv ausgerichtete Geld- und Fiskalpolitik, haben die Wirtschaftsleistung in Europa wieder in Richtung der Vorkrisenniveaus geführt, in den USA bereits deutlich darüber. Der Rückenwind dieser Erholung läuft nun aber zunehmend aus, die konjunkturelle Dynamik hat ihren Höhepunkt erreicht (Europa) bzw. bereits überschritten (USA).
Vor diesem Hintergrund bereiten sich die Notenbanken auf einen graduellen Ausstieg aus den ultra-expansiven Stützungsmaßnahmen vor. Die FED reagierte in ihrer letzten Sitzung aufgrund des substanziellen Fortschritts am US-Arbeitsmarkt, indem der US-Notenbankchef Jerome Powell eine Reduktion der Anleihekäufe, das sogenannte „Tapering“, noch in diesem Jahr in Aussicht stellte. Infolgedessen stieg die Rendite von 10-jährigen US-Staatsanleihen sprunghaft um 0,20% auf +1,48% zum Monatsende an. Diese Renditeentwicklung wirkte sich auch auf den Aktienmarkt aus. Der MSCI World verlor in den sieben Handelstagen nach Ankündigung -2,2% und handelte über den Monat um -4,3% tiefer. Noch stärker traf dies die Wachstums- und Technologiewerte, was an einem Rückgang des Nasdaq um -5,7% seit Monatsbeginn erkenntlich wird.
Auch die Krise bei Evergrande, dem zweitgrößten Immobilienentwickler Chinas, löste bei Anlegern Angst vor einem chinesischen Lehman-Pendant aus. Internationale Investoren witterten bei Evergrande, der mit Schulden von umgerechnet ca. 300 Milliarden Dollar gegen die Insolvenz kämpft, die Gefahr von Ansteckungseffekten auf die internationalen Finanzmärkte.
Unbeeindruckt waren die Märkte dagegen von der Bundestagswahl. Hier wird wieder einmal deutlich, dass politische Börsen kurze Beine haben.
Das Vertrauen in die Zentralbankpolitik, welche trotz des restriktiveren Tons gleichzeitig einen wirtschaftlichen Aufschwung nicht gefährden soll, wurde nicht gebrochen. Gleichzeitig haben jedoch Konjunkturindikatoren den Höhepunkt erreicht und Meldungen über anhaltende Lieferengpässe und mögliche Inflationseffekte sorgen weiterhin für ein angespanntes Marktumfeld. Dieses sollte auch in den nächsten Monaten von höherer Volatilität und einer Konsolidierung am Aktienmarkt geprägt sein.
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