13.09.2021 - Noch bevor die amerikanische Notenbank (Fed) einen ähnlichen Schritt ergreift, hat die europäische Zentralbank (EZB) vergangene Woche angekündigt das Tempo ihrer Wertpapierankäufe in Q4 2021 moderat zu drosseln. Die EZB ist sichtlich bemüht diesen Schritt nicht als sanften Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu präsentieren. Stattdessen sei die Notenbank jederzeit in der Lage die Ankäufe, sofern notwendig, wieder auszuweiten. Es handele sich also mehr um eine Rekalibrierung als um „Tapering“. Wichtige Entscheidungen über die Zukunft des Pandemienotfallprogramms (PEPP) sind daher auf die geldpolitische Sitzung im Dezember vertagt worden. Ob das Programm wie derzeit geplant ab März 2022 sukzessive ausläuft, bleibt offen. Das kleinere, aber in seiner Laufzeit unbeschränkte Ankaufprogramm APP könnte im Gegenzug ausgeweitet werden. Aktuell kauft die EZB über das APP Wertpapiere im Umfang von 20 Mrd. Euro pro Monat.
Wie erwartet hat die EZB angesichts der aktuellen Inflationsdaten ihre Prognosen angehoben. Während sie die Projektionen für 2021 (1,9 % auf 2,2 %) und 2022 (1,5 % auf 1,7 %) spürbar angehoben hat, bleibt die Prognose für 2023 fast unverändert (1,4 % auf 1,5 %). Die EZB signalisiert damit, die Zinsen noch für Jahre auf äußerst niedrigem Niveau zu halten. Mit dieser Einschätzung stimmen wir nicht überein. Nach Abklingen von Einmaleffekten dürfte der Preisdruck von geringerem Niveau aus weiterhin nach oben gerichtet bleiben. Für 2023 erwarten wir daher eine Inflationsrate von 1,9 %. Oder anders ausgedrückt: Wir gehen davon aus, dass die EZB die geldpolitische Trendwende früher vollziehen wird, als sie es gegenwärtig selbst von sich zu erwarten scheint.