12.08.2021 - Die europäische Gemeinschaftswährung steht seit einigen Wochen unter Druck. Sowohl gegenüber dem US-Dollar also auch gegenüber dem Britischen Pfund, Schweizer Franken und Japanischem Yen hat der Euro in den vergangenen drei Monaten Kursverluste verbucht. Diese Schwäche auf breiterer Front kommt durchaus überraschend
Im Fokus der Märkte steht die Inflationsdynamik. In den USA hat sich die Inflationsrate im Juli bei bemerkenswerten 5,3 % festgesetzt. Da gleichzeitig der US-Konjunkturaufschwung dynamisch verläuft, wäre dies normalerweise eine Gemengelage, in der die Zentralbank die Geldpolitik längst straffen müsste.
Doch die Fed sieht die Haupttreiber der Inflation als vorübergehend an, sodass sie bisher keinen akuten Handlungsbedarf sah. Dennoch hat sie Signale gegeben, dass das Volumen der Anleihekäufe in absehbarer Zeit zurückgefahren werden könnte („Tapering“) – davon profitiert der US-Dollar. In der Eurozone liegt die Inflationsrate mit rund 2 % deutlich niedriger. Dank der vorübergehenden Preistreiber (u.a. Basiseffekte beim Ölpreis) dürfte die Inflationsrate hierzulande im kommenden Jahr auch ohne geldpolitische Straffung wieder unter die Marke von 2 % sinken. Die geldpolitische Wende der EZB liegt also in weiterer Ferne. Zumal sich die EZB mit ihrer neuen geldpolitischen Strategie die Flexibilität gegeben hat, auch ein längeres Überschießen der Inflationsrate zu tolerieren. Diese unterschiedlichen Erwartungen an Fed und EZB erklären zumindest einen Teil der aktuellen Dollar-Stärke. Dennoch: Perspektivisch stehen die USA vor größeren finanz- und geldpolitischen Herausforderungen, was den Dollar wieder schwächen dürfte.
Erklärungsbedürftig ist die Situation am Anleihemarkt. Die guten Konjunkturaussichten und die deutlich gestiegenen Inflationsraten hätten zu einem weiteren Anstieg der Marktzinsen führen sollen, doch das Gegenteil ist eingetreten. Diesseits und jenseits des Atlantiks sind die Renditen in den letzten Monaten gesunken. Die Realzinsen – also Nominal- zinsen abzüglich Inflationsrate – zehnjähriger Staatsanleihen lagen Ende Juli sowohl in den USA als auch in Deutschland bei unter –4 %. Ohne die Anleihekäufe der Zentralbanken wäre das nicht möglich. Die Geldpolitik bleibt also im Fokus.