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Marktkommentar

Vincent Juvyns (J.P. Morgan): Auswirkungen der Kohlendioxid- Bepreisung für Anleger

© J. P. Morgan Asset Management

Juli 2021 - Die Eindämmung des Klimawandels steht seit vielen Jahren im Fokus der europäischen Politik. Der Grundstein der politischen Bemühungen der Europäischen Union (EU) war die Einführung des Emissionshandelssystems (Emission Trading System, ETS) – des ersten CO2- Marktes der Welt – im Jahr 2005. Seitdem wurde das ETS mehrmals angepasst, um den stetig wachsenden Klimaschutzambitionen der EU Rechnung zu tragen. Nachdem die EU sich verpflichtet hat, ihre Treibhausgasemissionen (THG) bis 2030 um mindestens 55 % zu reduzieren, werden die Änderungen nun weiter beschleunigt. Diese regulatorischen Initiativen sind zumindest teilweise eine Erklärung dafür, dass die Preise für CO2-Emissions- zertifikate in Europa kürzlich ein Allzeithoch von 56 Euro pro Tonne Kohlendioxid-Äquivalent (tCO2e) erreicht haben.

Das Beispiel der EU findet immer mehr Nachahmer, und mehrere Länder haben eigene Emissionshandelssysteme eingeführt. Gegenwärtig liegen die globalen CO2-Preise deutlich unter denen in Europa. Wenn sie sich nicht dem annähern, was die EU für akzeptabel hält, wird das Thema CO2-Steuern an den EU-Außengrenzen an Bedeutung gewinnen. Aus diesem Grund sollten sich Anleger unserer Ansicht nach der Auswirkungen von höheren CO2-Preise auf ihr Portfolio bewusst sein.

Was bestimmt die Kohlendioxidpreise? Fallstudie Europa

Unternehmen aus diesen Sektoren werden kostenlose Emissionsrechte zugeteilt. Die Unternehmen, die weniger Emissionen ausstoßen, als ihnen zugestanden werden, können ihre „nicht benötigten“ Emissionen an andere Unternehmen des Sektors verkaufen. Aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage nach Emissionen entsteht ein Marktpreis.

Die EU hat drei Möglichkeiten, die Angebots- und Nachfragedynamik zu beeinflussen, um den Preis für Kohlendioxid zu erhöhen: durch eine Verringerung der Emissionsobergrenze, durch eine Ausweitung des Systems auf weitere Branchen und/oder durch eine Verringerung der kostenlosen Zuteilung.

In ihrer jüngsten Richtlinie hat die EU beschlossen, dass die Obergrenze der Gesamtemissionen ab 2021 um 2,2 % pro Jahr sinken wird (gegenüber zuvor 1,74 %). Die EU diskutiert derzeit über die Einbeziehung neuer Sektoren wie z. B. Transportwesen und oder Immobillien. Der Anteil freier Emissionsrechte, der bereits von 80 % im Jahr 2005 auf 43 % im Jahr 2020 gesunken war, soll schrittweise auf 30 % zurückgehen.

Folglich mag ein Teil des jüngsten Preisanstiegs für Kohlendioxid auf die starke Nachfrage nach Emissionsrechten zurückzuführen sein, da die Unternehmen auf die steigende Nachfrage reagieren. Allerdings sorgen auch die regulatorischen Eingriffe für eine strukturelle Untermauerung der höheren Kohlendioxidpreise.

Der Spagat zwischen internem Antrieb und externem Wettbewerb

Die EU-Behörden sind sich des heiklen Spagats bewusst, den sie zwischen der Erfüllung nationaler Klimaziele und der gleichzeitigen Sicherung der Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gegenüber internationalen Wettbewerbern, die keinen vergleichbaren regulatorischen Standards unterliegen, vollziehen müssen. Die Bemühungen, internationale Partner zu motivieren, dem Beispiel der EU zu folgen, tragen erste Früchte: Andere Regionen beginnen mit der Einführung eigener Emissionshandelssysteme, und 25 % der weltweiten Treibhausgasemissionen werden heute durch Initiativen zur Bepreisung von Kohlendioxid abgedeckt, verglichen mit nur 5 % im Jahr 2005. Allerdings ist der CO2-Preis in diesen Regionen deutlich niedriger als in Europa.

Die Preise für Kohlendioxid sind international nicht nur niedriger als in der EU, sie liegen auch unter denen, die nach Ansicht vieler Klimawissenschaftler und -politiker erforderlich sind, um das globale Klimaziel zu erreichen: Netto-Null-Emissionen bis 2050. Obwohl die Schätzungen weit auseinander liegen, wird allgemein eine Spanne von 40 USD bis 80 USD pro tCO2e als notwendig erachtet, um die globale Erwärmung auf weniger als 2 Grad Celsius zu begrenzen1.

Die Preise für Kohlendioxid werden mit Sicherheit ein wichtiges Gesprächsthema sein, wenn die Staats- und Regierungschefs im November auf der COP26 zusammenkommen. Wenn die EU, China und die USA sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen zur Festsetzung eines Kohlendioxid-Preises einigen können, muss die EU möglicherweise eine kurzfristige Lösung finden, um sicherzustellen, dass ihre Klimabemühungen nicht zu Lasten der europäischen Unternehmen gehen.

Eine Lösung, die anscheinend an Attraktivität gewinnt, ist ein CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM). Ein solcher Einfuhrzoll soll sicherstellen, dass die Umweltbilanz eines Produkts gleich bepreist wird, unabhängig davon, ob es lokal hergestellt oder importiert wird. Der CBAM ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die im Rahmen des „Green Deal“ der EU diskutiert werden. Die Einnahmen aus der Steuer würden dem Teil des EU-Haushalt zufließen, der zur Finanzierung des Aufschwungs und des grünen Wandels in der EU verwendet werden soll.

Zum jetzigen Zeitpunkt stellt der CBAM eine Drohung gegenüber den internationalen Partnern dar. Mit der Verabschiedung der erforderlichen Gesetzgebung durch das Europäische Parlament ist die Glaubwürdigkeit dieser Drohung jedoch noch einmal unterstrichen worden. Die Entscheidung über die Anwendung des Mechanismus liegt nun bei der Europäischen Kommission.

Auswirkungen auf die Anlagestrategie

Unserer Ansicht nach werden die regulatorischen Eingriffe zunehmen. Diese Eingriffe werden die Preise für Kohlendioxid nicht nur in Europa, sondern weltweit untermauern. In der Folge wird sich die Kostenbasis für Unternehmen in einer wachsenden Zahl von Branchen erhöhen.

Eine der wichtigsten Auswirkungen auf die Anlagen besteht darin, dass die gestiegenen Kosten der Unternehmen zu einer Erhöhung der Verbraucherpreise führen können, was wiederum den durch die lockere Geld- und Fiskalpolitik verursachten Inflationsdruck noch verstärkt. Wenn die Unternehmen die höheren Kosten nicht weitergeben können, werden die höheren Kohlendioxid-Preise zu einer Gefahr für ihre Rentabilität.

Wenn der CBAM aktiviert wird, könnten auch solche Unternehmen, unter höheren CO2-Preisen leiden, die einen Großteil ihrer kohlen- stoffintensiven Produkte in die EU exportieren, selbst wenn deren Heimatland im Hinblick auf die CO2-Regulierung relativ wenig aktiv ist. Der Preis für Kohlendioxid ist daher ein Risiko, das man im Auge behalten muss.

Anleger sollten neben der traditionellen Analyse der finanziellen Aspekte auch nicht-finanzielle Parameter wie die Kohlendioxid- Intensität von Unternehmen bewerten. Wir sind davon überzeugt, dass die Minimierung der Kohlendioxid-Intensität eines Portfolios dazu beitragen dürfte, dessen Risiko-Rendite-Profil langfristig zu verbessern. Dies haben wir bereits in den letzten Jahren beim Vergleich des MSCI World Index mit dem MSCI World Climate Change CTB Select beobachtet. Letzterer ist eine Klimawandel- Benchmark gemäß der EU-Benchmark-Verordnung, bei der Wertpapiere auf Basis der mit dem Klimawandel verbundenen Chancen und Risiken neu gewichtet werden.

In der Tat weist der MSCI World Climate Change CTB Select Index eine gewichtete durchschnittliche Kohlendioxid-Intensität (gemessen an der Anzahl der Tonnen CO2-Äquivalent-Emissionen pro Millionen USD Unternehmenswert einschließlich liquider Mittel) auf, die fast 40 % niedriger ist als die des MSCI World Index und diesen seit seiner Auflegung im November 2013 sogar um 150 Basispunkte übertroffen hat d über die letzten drei und fünf Jahre eine bessere Sharpe Ratio aufweist.

Angesichts der Tatsache, dass die Preise für Kohlendioxid in Zukunft weltweit weiter steigen werden, dürfte die Minimierung der Treibhausgasemissionen eines Portfolios nicht nur einen Beitrag zum Kampf gegen die globale Erwärmung leisten, sondern langfristig auch zu besseren risikobereinigten Renditen führen.


Finden Sie hier den Originalartikel "Auswirkungen der Kohlendioxid- Bepreisung für Anleger" mit informativen Grafiken.

Lesen Sie hier weitere Marktkommentare von J.P. Morgan AM.



Rechtliche Hinweise:

Die in diesem Dokument geäußerten Meinungen stellen weder eine Beratung noch eine Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten dar, noch sichert J.P. Morgan Asset Management oder eine seiner Tochtergesellschaften zu, sich an einer der in diesem Dokument erwähnten Transaktionen zu beteiligen.  Sämtliche Prognosen, Zahlen, Einschätzungen oder Anlagetechniken und -strategien dienen nur Informationszwecken, basierend auf bestimmten Annahmen und aktuellen Marktbedingungen, und können jederzeit ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Alle in diesem Dokument gegebenen Informationen werden zum Zeitpunkt der Erstellung als korrekt erachtet. Jede Gewährleistung für ihre Richtigkeit und jede Haftung für Fehler oder Auslassungen wird jedoch abgelehnt. Zur Bewertung der Anlageaussichten bestimmter in diesem Dokument erwähnter Wertpapiere oder Produkte sollten Sie sich nicht auf dieses Dokument stützen.





 

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