07.05.2021 -
Eine alte Börsenregel besagt: “Sell in May and go away”. Der eine oder andere Anleger mag derzeit mit diesem Gedanken flirten, zumal die Aktienmärkte über die ersten Monate des Jahres hinweg bereits zweistellig gestiegen sind. Bis Ende April lag die Gesamtrendite des S&P 500 bei gut 13 Prozent, die des STOXX Europe 600 bei reichlich 11 Prozent. Doch bekanntlich soll man „das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“. Das kommt zwar nicht von Börsianern sondern entstammt dem häuslichen Umfeld, ist aber dennoch auch für Anleger eine sinnvolle Warnung vor übereilten, unausgewogenen Entscheidungen. Gegen einen Rückzug spricht, dass das fundamentale Umfeld bemerkenswert stark ist. Die Unternehmensergebnisse des ersten Quartals zeigen nicht nur hohe Gewinnzuwächse, sondern Gewinnwachstum deutlich über das erwartete Maß hinaus. Die Gewinne pro Aktie für den S&P500 auf Basis der bis Ende April berichteten sowie geschätzter Ergebnisse (sog. „blended earnings“) dürften das Vorjahresniveau um rund 46 Prozent übertreffen. Natürlich ist der extreme Anstieg auch der schwachen Vorjahresbasis zu verdanken, doch das ist es nicht allein. Tatsächlich verläuft der Erholungsprozess wesentlich dynamischer als noch vor wenigen Wochen erwartet. Denn Ende März hatten die Schätzungen noch ein Plus von knapp 24 Prozent vorhergesagt (alle Angaben: FactSet).
Positive Gewinnüberraschungen dominieren derzeit das Bild. An der Spitze finden sich die langlebigen und eher zyklischen Konsumgüter (Consumer Discretionary), für die aktuell ein Gewinnwachstum (pro Aktie) von rund 182 Prozent zu Buche steht - erheblich über den im Monat zuvor erwarteten 103 Prozent. Der Überraschungseffekt geht unter anderem auf Amazon („natürlich“) und auf Ford Motors zurück. Auch der Finanzsektor sticht durch starke und unerwartet hohe Gewinnzuwächse hervor, insbesondere die Banken von JP Morgan Chase über Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America, Wells Fargo, Capital One bis Morgan Stanley. Das günstige Aktienmarktumfeld, eine steilere Zinskurve und die Auflösung von Rückstellungen katapultierten die Gewinne um 134 Prozent nach oben – fast doppelt so stark wie noch Ende März veranschlagt. Im Kommunikationssektor haben vor allem Alphabet und Facebook, im IT-Sektor Apple, Microsoft und Intel die hohen Markterwartungen deutlich übertreffen können. Sie halfen damit, das Gewinnwachstum des jeweiligen Sektors auf 48 Prozent (Erwartung 31.03.2021: 13,4%) bzw. 40% (Erwartung 31.03.2021: 22,3%) in die Höhe zu treiben (alle Angaben: FactSet).
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