März 2021 - Geldpolitik blickt durch den Inflationsbuckel, EZB verhindert Zinsschock
Die Weltwirtschaft befindet sich im Gefolge der Corona-Pandemie in einer asynchronen, unvollständigen Konjunkturerholung. Einerseits stockt die Eindämmung der dritten Welle in vielen Ländern wegen des Fehlens von Impfstoff und der Ausbreitung hochinfektiöser Virusmutanten. Andererseits zeitigen die Impfkampagnen in einigen Ländern erste Erfolge. Im Euroraum ist der Dienstleistungssektor weiterhin durch die Pandemie gehemmt, während die Industrie seit vergangenem Sommer wieder expandiert. Eine vollständige wirtschaftliche Normalisierung ist erst bei erfolgreicher Durchimpfung im 2. Halbjahr 2021 zu erwarten. Der Konsens erwartet für Deutschland in 2021 nur noch 3,5% Wachstum, dabei aber 2,0% Inflation.
Der im Euroraum zu Jahresbeginn eingetretene Inflationssprung beruht auf mehreren Sonder- sowie Basiseffekten. Da die fiskalpolitischen Impulse dieses Jahr moderat ausfallen, dürfte zusätzlicher Teuerungsdruck vor allem aus dem aktuellen Anstieg der Rohstoff- bzw. Energiepreise resultieren. Allerdings ist diese Entwicklung schon weit gelaufen; die Konsensprognosen für den Ölpreis sind bis Ende 2022 seitwärtsgerichtet. Das sehr hohe Geldmengenwachstum im Euroraum - vor allem Folge der EZB-Staatsanleihekäufe - ist wenig aussagekräftig als Inflations-Frühindikator. In den USA dürfte im Jahresverlauf das großvolumige Konjunkturprogramm für nachfrageseitigen Teuerungsdruck sorgen.
Während die genannten Inflationstreiber temporär wirken und nach zwölf Monaten aus der Inflationsberechnung herausfallen, bleiben die strukturellen, Inflation dämpfenden Faktoren längerfristig wirksam. Entsprechend dürfte der Teuerungsdruck 2022 wieder abebben; dies erlaubt es den Notenbanken beiderseits des Atlantik "durch den Inflationsbuckel zu sehen". Die EZB hat seit Mitte März ihre Wertpapierkäufe erhöht, um einen vom US Treasurymarkt ausgehenden Zinsschock im Euroraum zu verhindern. Auch in den USA, wo die Marktteilnehmer weit frühere Zinserhöhungserwartungen hegen als von der Fed signalisiert, ist eine Beruhigung der Rentenmarktentwicklung im Jahresverlauf wahrscheinlich.
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