Dezember 2020
Für das vierte Quartal zeichnet sich aufgrund der staatlicherseits ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der zweiten Coronawelle im Euroraum und Deutschland ein leichter BIP-Rückgang ab. Vor allem der Dienstleistungssektor dürfte hiervon betroffen sein. Die massiven geld- und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen sowie der weitgehend unbeeinträchtigte Welthandel werden aber einen neuerlichen Konjunkturabsturz verhindern.
Der baldige Start einer Impfkampagne im Euroraum verbessert die Konjunkturaussichten für 2021. Nach dem Double Dip im vierten Quartal dürfte sich die wirtschaftliche Erholung ab dem Frühjahr mit moderatem Tempo fortsetzen. im Jahresverlauf wird sich jedoch mit dem voraussichtlichen Auslaufen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen und Haushalte erweisen, in welchem Ausmaß Arbeitsplätze, Produktionspotenzial und verfügbares Einkommen dauerhaft vernichtet worden sind. Die Wirtschaftsleistung im Euroraum dürfte erst Mitte 2022 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen und der Inflationsdruck 2021 entsprechend niedrig bleiben. Lediglich das Auslaufen der MWSt-Senkung zum Jahreswechsel wird in Deutschland einen positiven Basiseffekt, bzw. die Umkehr des seit Juli erfolgten Inflationsrückgangs, bewirken.
Die Geldpolitik wird in den kommenden Jahren vorrangig durch die hohe und steigende Staatsverschuldung geprägt (fiskalische Dominanz). Auf US-Seite signalisiert die Fed eine Beibehaltung ihrer Nullzinspolitik bis 2024 - eine Politik, die auch für EZB und BoJ alternativlos erscheint. Mit der Fortschreibung der Niedrigzins-Ära um weitere Jahre steigt der Druck auf Investoren, in illiquide, intransparente Anlageformen auszuweichen. Entsprechend reagieren die Kapitalmärkte auf fundamentale Risiken nur noch kurzfristig und in gedämpfter Form. An den Devisenmärkten ist mit der dauerhaften Einebnung der Zinsdifferenzen zwischen den größten Währungsräumen der zentrale fundamentale Treiber entfallen. EUR-USD sollte auf einen Seitwärtstrend um 1,20 einschwenken.