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Marktkommentar

Irene Lauro (Schroders): Die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels

© Schroder Investment Management GmbH

13.11.2020 - Die Temperatur von Land und Meer ist seit 1880 um durchschnittlich 0,07°C pro Jahrzehnt gestiegen. Seit 1981 hat sich die durchschnittliche Steigerungsrate jedoch mehr als verdoppelt (0,18°C ). Dies ergab der jährliche Klimabericht für 2019 der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Der Temperaturanstieg ist verantwortlich für regionale und saisonale Extremereignisse, schmelzende Polarkappen und schwere Regenfälle.

Da der Klimawandel durchschnittliche Wettermuster relativ langsam verändert, haben wir seine Auswirkungen auf Produktivität in den vergangenen 30 Jahren analysiert.

Im Folgenden beleuchten wir die kurzfristigen Folgen.

Die Hurrikane Harvey, Irma, Katrina und Sandy haben bereits gezeigt, welchen Schaden der Klimawandel schon heute anrichtet. Die Hurrikane sind einige der offensichtlichsten Beispiele kurzfristiger Folgen eines wärmeren Planeten. Katrina richtete in den USA im Jahr 2005 den größten wirtschaftlichen Schaden an: Laut der US-Behörde NOAA waren es 170 Mrd. USD.

Wir glauben, dass Anleger die kurzfristigen Folgen des Klimawandels ins Auge fassen sollten. Wir verweisen insbesondere auf den wirtschaftlichen Verlust, den die zwei schädlichsten Wetterereignisse verursachen: tropische Wirbelstürme und Überflutungen.

Abbildung 1 zeigt, dass diese Ereignisse in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich häufiger geworden sind. Weltweit sind die durchschnittlichen tropischen Wirbelstürme pro Jahrzehnt seit Anfang der 1980er-Jahre von 14 auf 23 gestiegen, während sich die Zahl der Überflutungen nahezu verdoppelt hat.

Extreme Wetterereignisse nehmen zu

In seinem Synthesebericht zur Klimaänderung im Jahr 2014 stellte der Weltklimarat (IPCC) fest, dass die Risiken, die mit extremen Wetterereignissen assoziiert sind, angesichts des weltweiten Temperaturanstiegs weiter zunehmen werden.

Durch höhere Temperaturen erwärmt sich das Meer. Die dadurch entstehende Wärmeenergie macht die Entwicklung tropischer Wirbelstürme wahrscheinlicher. Die Erwärmung führt zu größerer Verdunstung und häufigeren schweren Regen- und Schneefällen, wodurch Überflutungen und Wirbelstürme häufiger werden.

Die NOAA stellte fest, dass in den vergangenen 40 Jahren tropische Wirbelstürme nasser, destruktiver und häufiger geworden sind. Die steigenden Meerestemperaturen verursachen intensivere Stürme. Gemäß der Modellhochrechnungen der NOAA bezüglich einer globalen Erwärmung von 2°C wird die Intensität tropischer Wirbelstürme weltweit voraussichtlich um 1 bis 10 % ansteigen, während Niederschlagsraten um rund 14 % zunehmen werden.

Was sind die wirtschaftlichen Schäden?

Man braucht es kaum zu sagen: Wetterbedingte Katastrophen haben disruptive und oft verheerende Folgen für Mensch und Umwelt. Die Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Folgen ist jedoch aufgrund fehlender Daten, Bewertungsfragen und des volatilen, unvorhersehbaren Wesens dieser Ereignisse schwierig.

Im Folgenden quantifizieren wir den wirtschaftlichen Verlust, den die zwei schädlichsten Wetterereignisse verursachen: Wirbelstürme und Überflutungen. Wir verweisen darauf, dass wir uns auf den direkten wirtschaftlichen Verlust beschränken: Schäden von Gebäuden und Infrastruktur sowie Produktionsverluste, wenn die Katastrophe die Wirtschaftsaktivität unterbricht. Indirekte Schäden, wie Mortalität, Hungersnot, Wasserstress, Migration und Verluste durch die Unterbrechung der Lieferketten, lassen wir außer Acht.

Wir bezogen uns auf die Datenbank der Munich Re, die für dieses Thema als die verlässlichste und vollständigste Datenbank gilt[1]. Wir stellten fest, dass der durchschnittliche wirtschaftliche Verlust, den diese Naturkatastrophen verursachen, in den meisten Ländern in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat.

So betrug der durchschnittliche Schaden, der durch Überflutungen verursacht wurde, in den 1990er-Jahren in den USA rund 4 Mrd. USD, während er in den 1980er-Jahren noch bei 360 Mio. USD lag. Der durchschnittliche Schaden für die 2000er-Jahre beläuft sich auf immer noch beträchtliche 1,2 Mrd. USD.

Von den von uns untersuchten Ländern war China mit einem durchschnittlichen Verlust von 11 Mrd. USD in den 1990er-Jahren und 3,6 Mrd. USD in den 2000er-Jahren von Überflutungen am meisten betroffen.

Tropische Wirbelstürme hatten in den USA die verheerendsten Auswirkungen unter den von uns analysierten Ländern. Das Land verzeichnete einen durchschnittlichen Schaden von 24 Mrd. USD in den 2000er-Jahren gegenüber 2 Mrd. USD in den 1980er-Jahren. China und Japan verzeichneten beträchtliche Schäden durch tropische Wirbelstürme, während europäische Länder wie Deutschland und Großbritannien aufgrund ihres gemäßigten Klimas von diesen Katastrophen nicht betroffen waren.

Sind die größeren Schäden, die Naturkatastrophen inzwischen verursachen, durch den Klimawandel bedingt?

Der wirtschaftliche Schaden steht mit vielen verschiedenen Faktoren in Zusammenhang. Natürlich sind die Intensität und die Häufigkeit extremer Wetterereignisse relevant. Aber auch der demografische Wandel, Exponierung der Menschen und Vermögenswerte, die Wetterereignissen ausgesetzt sind, und Anfälligkeit spielen eine wichtige Rolle. Je mehr sich ein Land weiterentwickelt und wächst, desto mehr Vermögenswerte und Menschen sind den Wetterereignissen ausgesetzt.

Besiedlungsmuster, Verstädterung und neue sozialökonomische Bedingungen haben Auswirkungen auf die Exposition und die Anfälligkeit gegenüber extremen Wetterereignissen.

Die wissenschaftliche Literatur zur Klimaökonomie spricht dafür, dass wachsende Bevölkerungen, Wirtschaftswachstum und Bebauungen in Hochrisikobereichen zu größeren Verlusten beitragen. Aber auch der größere Niederschlag und die zunehmende Intensität der Wirbelstürme könnten eine Rolle spielen.

Zwar ist eindeutig, dass die destruktive Kraft tropischer Wirbelstürme und Überflutungen seit den 1980-Jahren zugenommen hat. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Verluste hängt jedoch entscheidend vom steigenden Wohlstand ab. Größere Verluste könnten dadurch bedingt sein, dass mehr Vermögenswerte zerstört oder beschädigt werden. Um zu verstehen, ob der Klimawandel bei den größeren verursachten Schäden eine Rolle spielt, muss der Verlustbericht normalisiert werden.

Der durchschnittliche Verlust für den BIP in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre ist in den meisten von uns analysierten Ländern größer als der durchschnittliche Verlust in den 1980er-Jahren. Daraus schließen wir, dass der Klimawandel in den vergangenen 40 Jahren zunehmend wirtschaftlichen Schaden anrichtet.

Ist der wirtschaftliche Verlust vorübergehend?

In Forschungsarbeiten wird diskutiert, ob Naturkatastrophen die Produktivität und das Wachstum auf lange Sicht fördern können. Diese Hypothese begründet sich darin, dass Unternehmen, die die Katastrophe überleben, ihr Kapital erhöhen und neue Technologien übernehmen. Die Hypothese, dass Katastrophen zu Wachstum führen, wird als „kreative Zerstörung“ bezeichnet.

Eine aktuelle Studie[2], die die physische Exponierung von Ländern gegenüber tropischen Wirbelstürmen von 1950 bis 2008 untersucht, zeigt, dass nationale Löhne gegenüber ihrem Niveau vor der Katastrophe sinken und sich für die nächsten 20 Jahre nicht erholen. Dies ließe sich dadurch erklären, dass Katastrophen das Wachstum vorübergehend bremsen, indem sie Kapital zerstören; eine Erholung tritt nicht ein, weil die verschiedenen Strategien zur Ankurbelung der Wirtschaft die kurzfristigen negativen Folgen des Kapitalverlusts nicht wettmachen.

Die Analyse scheint eher die Hypothese „keine Erholung“ zu unterstützen. Sie stellt fest, dass eine Standardabweichung in einem Jahr bei der Exponierung gegenüber Wirbelstürmen den BIP 20 Jahre später um 3,6 Prozentpunkte senkt. Das Land wird somit um nahezu zwei Jahre in seiner Entwicklung zurückgeworfen.

Wir sehen den Klimawandel in der Regel eher als langfristige Entwicklung. Unsere Analyse will jedoch die Aufmerksamkeit der Anleger auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen der Erderwärmung lenken. Der durchschnittliche Temperaturanstieg hat Folgen für das Produktivitätswachstum. Wie unsere Analyse zeigt, haben extreme Wetterereignisse durchaus das Potenzial, sich auch auf das BIP-Wachstum auszuwirken.

[1] Daten von: The Political Economy of Natural Disaster Damage. Eric Neumayer, Thomas Plümper, Fabian Barthel, 2014. Global Environmental Change.

[2] The Causal Effect of Environmental Catastrophe on Long-Run Economic Growth. Hsiang, Solomon M. und Jina Amir S., 2013. NBER Working Paper.




Rechtliche Hinweise

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von dem Autor und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Diese können sich ändern.



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