Der S&P 500-Index verzeichnet, nach dem stärksten August an den Aktienbörsen seit 1984, neue historische Hochs.
Doch diese neuen Hochs in den USA sind mit einer guten Portion Vorsicht zu genießen. Zum Vergleich: Die meisten Börsen außerhalb von USA haben sich seit den Höchstpunkten vom Juni wesentlich weniger nach oben bewegt. Maßgeblich verantwortlich sind die "Big 5" – die Mega-Cap-Tech-Wachstumswerte Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook. Ihre Gewichtung beträgt mittlerweile rund 25% am S&P 500 (Apple alleine über 7%).
Würde man obige Aktien sowie drei weitere Tech-Schwergewichte wie NVIDIA, Adobe und Advanced Micro Devices, die dieses Jahr um durchschnittlich 65% gestiegen sind, im Index unberücksichtigt lassen, so läge der S&P 500 seit Jahresbeginn bei -10%!
Dass das durchschnittliche Kursgewinnverhältnis (12 Monate vorausschauend) dieser Gruppe mittlerweile bei 52.5x liegt (vs. 33x vor einem Jahr und einem aktuellen Wert von 21x für den S&P 500) scheint die Investorengemeinschaft derzeit nicht weiter zu stören.
Auch wir sind seit längerer Zeit, zum Teil seit über 7 bzw. 10 Jahren, in 5 dieser Unternehmen investiert. Aufgrund der parabolischen Preisentwicklung haben wir uns aber entscheiden die Gewichtungen über die letzten zwei Monate schrittweise zu reduzieren. Der von uns definierte Megatrend: „Beschleunigung der Enabling-Technologien (5G, KI, IoT, Robotik)“ wird mit ausgewählten Unternehmen aber weiterhin ein Kernbestandteil in unseren Portfolios bleiben.
Auf der Makro-Seite hellen sich einige wichtige Indikatoren weiter auf: Nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr deutlich zusammengebrochen ist (BIP EU -15.1%, USA -10.8%, Japan -8.4%. Ausnahme China +1.5%), zeigen nun sämtliche PMI Indikatoren (verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungssektor) auf eine deutliche Erholung (Werte über 50). Dies ist auf die großen Hilfspakete (Fiskalimpulse) und geldpolitischen Finanzspritzen (Ausweitung Geldmenge M1, M2) in Billionen-Höhe zurückzuführen. Diese historisch einmaligen Maßnahmen (Höhe und Umsetzungsgeschwindigkeit) werden sich voraussichtlich auch weiterhin positiv auf die konjunkturelle Gesamtlage auswirken.
Notenbanken greifen ebenfalls im historischem Ausmaß weiter aktiv in den Markt ein. In diesem Zusammenhang spricht man derzeit auch von einer direkten Zinskurvensteuerung oder „Yield Curve Control (YCC)“. Hierdurch verhindern Zentralbanken durch Anleihekäufe letztlich jeden Zinsanstieg. Eine Praxis, welche in USA bereits früher (ab 1940) angewandt wurde und Japan schon seit einigen Jahren praktiziert. Die US Fed ihrerseits geht bereits noch einen Schritt weiter: Sie wird kurzfristig auch höhere Inflationsraten (bisheriges Ziel von 2%) tolerieren. Zusammen mit YCC ist dies ein eleganter Weg die hohen Staatsschulden real zu entwerten. Negative Realrenditen sind gleichzeitig der Nährboden für weiterhin positive Goldpreisentwicklungen und Wertsteigerungen bei Aktienanlagen. Insofern bleiben wir diesbezüglich konstruktiv positioniert.
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