12.08.2020 -
Covid-19 hat die meisten Institutionen und Regierungen weltweit kalt erwischt, was zu einer globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise von beispielloser Art in der jüngeren Geschichte geführt hat. Nur wenige würden der Behauptung widersprechen, dass die meisten Länder dieser Krise unvorbereitet gegenüberstanden.
Allerdings warnen einige Experten und Vordenker wie Bill Gates bereits seit Jahren, dass eine Pandemie mit zu den größten weltweiten Risiken zählt. Aus diesem Grund drängt sich die Frage auf, weshalb wir so schlecht vorbereitet waren, und was wir daraus lernen können.
In Bezug auf den Klimawandel lassen sich einige Parallelen und natürlich auch Unterschiede ausmachen. Eine neue Viruspandemie war zwar irgendwann unvermeidlich, ihr genauer Zeitpunkt aber schwer vorherzusehen. Unsicherheit kann zu Selbstgefälligkeit und zu der Einschätzung führen, dass Vorbereitungen auf eine derartige Pandemie Ressourcen verschwenden und unproduktive Investitionen in Anspruch nehmen.
Offensichtlich können wir uns nicht für jedes nur erdenkliche Extremrisiko umfassend wappnen oder vorbereiten. In Anbetracht knapper finanzieller Mittel mag es verlockend sein, wegen populärer kurzfristiger Ausgabenprioritäten auf Ausgaben für Tests und Diagnoseeinrichtungen sowie medizinische Krisenreaktionszentren zu verzichten.
Im Grunde genommen handelte es sich um den klassischen Fall eines von Unwägbarkeiten geprägten langfristigen Problems, das von anderen, scheinbar dringlicheren kurzfristigen Prioritäten verdrängt wurde.
Aktuelle Pandemie weist Parallelen zu Klimakrise auf
Es gibt weitere Ähnlichkeiten zum Klimawandel. So sind Länder und Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen mit am stärksten betroffen. Beide Krisen sind außerdem globale Phänomene, die unsere Abhängigkeiten voneinander und die Notwendigkeit unterstreichen, bei der Lösung von Problemen zusammenzuarbeiten.
In menschlicher Hinsicht werden die Auswirkungen eines ungebremsten Klimawandels mit denen einer permanenten Covid-19-Krise vergleichbar sein. Eine in „The Lancet“, einer britischen Fachzeitschrift für Mediziner, veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass die Auswirkungen des Klimawandels allein im Hinblick auf die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 zu mehr als 500.000 Todesfällen führen könnten.
Allerdings gibt es auch einen sehr wichtigen Unterschied. Es gab nur wenige Wirtschaftsmodelle und trotz der hartnäckigen Aufklärungsarbeit von Bill Gates kaum öffentliche Debatten, in denen die verheerenden Auswirkungen einer Pandemie auf die Wirtschaft vorhergesehen wurden.
Beim Klimawandel wissen wir hingegen bereits sehr viel über die Veränderungen, die in den kommenden Jahrzehnten eintreten werden, wenn wir nicht schnell handeln. Außerdem gibt es bereits ein beträchtliches öffentliches und politisches Bewusstsein. Wir wissen, dass diese Klimaveränderungen letztendlich verheerend sein werden, dass sie Jahr für Jahr auftreten werden und dass sie nur durch konsequente Investitionen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft vermieden werden können.
Wie vierteljährlich im Schroders Climate Progress Dashboard hervorgehoben, wissen wir außerdem, dass das Tempo, mit dem die Investitionen vorgenommen werden, nicht annähernd ausreicht. Vielleicht wird Covid-19 als Beispiel dafür dienen können, welch katastrophale Auswirkungen die Natur für unser Leben bereithalten kann. Dies wiederum könnte dazu beitragen, mehr von dem erforderlichen politischen Willen zu erzeugen, der für diese Investitionen vonnöten ist. Nur die Zeit wird zeigen, ob der Wiederaufbau im Zuge der Pandemie nur eine politische Ablenkung bieten oder aber den politischen Willen fokussieren wird.
Die Pandemie hat gezeigt, welch bedeutende Rolle Regierungen bei der Herbeiführung von Verhaltensänderungen spielen können. Obwohl beispielsweise die Auswirkungen des Lockdowns beträchtlich sind, werden die Maßnahmen von der Öffentlichkeit stark unterstützt (Artikel auf Englisch).
Umgang mit der Pandemie bietet Lehren für den Klimawandel
Die Pandemie hält unter Umständen wichtige Lehren für Wähler und Politiker bereit. Aber auch an den Finanzmärkten dürfte so manche Lektion gelernt werden. Dort werden mit zunehmender Wahrscheinlichkeit die politischen Reaktionen auf den Klimawandel analysiert und dahingehend hinterfragt werden, ob sie ausreichen. Entsprechend dürften sich die Vermögenspreise entwickeln.
Sollten die Investitionen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und zur Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens nicht ausreichen, werden sich die Vermögenspreise sehr wahrscheinlich ändern, um die Gefahren negativer Klimaereignisse einzupreisen – etwa für die Bewertungen von niedrig gelegenen Immobilien, im Hinblick auf erhöhte Risikoaufschläge für die am meisten betroffenen und am wenigsten vorbereiteten Regionen der Welt und bezüglich potenzieller Prämien zur Absicherung gegen den Klimawandel.
Sollte es hingegen möglich sein, die Investitionen in eine emissionsarme Wirtschaft zu beschleunigen, dürften an den Märkten die Risikoprämien sinken. Ebenfalls zunehmen könnte die Streuung der Bewertungen zwischen denjenigen Anlagewerten, die eine Rolle in einer neuen emissionsarmen Wirtschaft spielen werden, und solchen, deren Lebensdauer sich zwangsweise verringern wird und bei denen von geringeren Wachstumsraten auszugehen ist.
Egal welchen Weg wir schließlich einschlagen werden, der Klimawandel dürfte wesentlich stärkere Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von dem Autor und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Diese können sich ändern.
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