Diese Gegenbewegung an den Märkten ist ungewöhnlich.
Seit dem Tief im März ist beispielsweise der US-Leitindex S&P 500 um fast 40% gestiegen (bestes Quartal seit Q4 1998, der NASDAQ verzeichnete sein bestes Quartal seit Q4 2001 und der globale Aktienindex sein bestes Quartal seit Q2 2009).
Doch bei den Anlegern fehlt der typische Überschwang. Gemäss einer Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) ist fast die Hälfte der Privatinvestoren skeptisch, ob die Kurse weiter steigen. Im Jahresvergleich überwiegen weiterhin die Kapitalabzüge aus Aktienfonds. Auch viele Fondsmanager zeigen sich gemäß einer Umfrage der Bank of America so besorgt wie noch nie, dass die Aktienmärkte überbewertet sind. Selbst der Internationale Währungsfonds (IMF) warnt in seinem neusten Bericht zur globalen Finanzstabilität: „Gemäß IWF-Modellen ist die Differenz zwischen Marktpreisen und den Fundamentalbewertungen in den meisten Aktien- und Anleihemärkten der Industrieländer nahe einem Rekordhoch.“
Derzeit spielen Bewertungsfaktoren und Anlegerstimmungen eine untergeordnete Rolle. Die treibenden Kräfte bleiben die Notenbanken und die Unterstützungsprogramme der Regierungen. Es wäre aber naiv zu glauben, dass Fundamentalfaktoren mittelfristig keinen Einfluss auf die Börsenkurse mehr haben. Entweder steigen von hier weg die Unternehmensgewinne oder aber Aktiennotierungen werden sinken.
Angesichts der bereits massiven volkswirtschaftlichen Kosten und der bisherigen Erfahrungen im Umgang mit dem Virus wird man künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit nur noch punktuelle Beschränkungen und Maßnahmen treffen. Für die weitere Börsenentwicklung werden unseres Erachtens also primär konjunkturelle Faktoren sowie unternehmensspezifische Fundamentaldaten (Gewinnentwicklungen) und weniger die Höhe der COVID-19-Fallzahlen eine entscheidende Rolle spielen.
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