26.06.2020 - Pünktlich zur Sommersaison wurde die Reisewarnung der Bundesregierung für die meisten europäischen Länder und teilweise auch für andere Länder aufgehoben. Die Sommerferien scheinen gerettet, der Tourismus kommt zurück – auch wenn Abstandsregelungen und Hygienekonzepte weiterhin unsere treuen Begleiter bleiben dürften. Erfreulich ist auch, dass mit den Lockerungsmaßnahmen einhergehend positive Signale aus der Wirtschaft kommen. So kann man die am Dienstag erschienenen Einkaufsmanagerindizes in Deutschland (45,8 Punkte, Vormonat: 32,3 Punkte) und der Eurozone im Aggregat (47,5 Punkte, Vormonat: 31,9 Punkte) als positive Signale ansehen. Zwar wurde die Marke von 50, bei der es wieder zu einem Wachstum kommt, noch nicht überschritten, allerdings konnte in der Eurozone der höchste Wert seit vier Monaten verzeichnet werden. Wie schnell eine zweite Covid-19-Welle jedoch an Fahrt aufnehmen kann, zeigen die Beispiele in Göttingen und Gütersloh. Von einer Entwarnung, das Virus besiegt zu haben, und einer Rückkehr zur Normalität darf trotz der Möglichkeit von Sommerurlauben noch nicht die Rede sein.
Brasilien, Indien und USA mit weiterhin hohen Zahlen
In anderen Teilen der Welt sieht es jedoch noch ganz anders aus. So wurde am Sonntag, den 21.06.2020, laut WHO der höchste Anstieg Neuinfizierter innerhalb eines Tages gemessen, mit über 183.000 Menschen. Insbesondere Schwellenländer wie Brasilien und Indien sind sehr stark von dem Virus getroffen und haben noch mit der ersten Welle zu kämpfen. Die ansteigenden Zahlen dürften laut Experten auf einen Mix von mehr Infizierten und mehr Tests zurückzuführen sein. Dennoch dürfte die traurige Dunkelziffer in diesen Ländern hoch sein, denn dort wird trotz der Ausweitung der Tests vergleichsweise wenig geprüft. Zudem lässt sich gerade in den ärmeren Weltregionen ein „Social Distancing“ nur schwer umsetzen.
Aber auch die USA weisen weiterhin sehr hohe Covid-19-Zahlen aus, obwohl der US-Präsident Donald Trump den „Kung flu“ schon für so gut wie besiegt erklärt hatte. So zählt das Land mittlerweile 2.295.272 Infizierte und 120.171 Tote. Mit 34.700 täglichen Neuinfektionen erreichten die USA zudem fast so viele Neuinfektionen wie zu den bisherigen Höchstzeiten im April (Quelle WHO). Zu Wochenbeginn zeigte sich der Markt zunächst robust und konnte auf den Niveaus der Vorwoche verharren. Ein Faktor scheinen die am Dienstag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes (PMI) von Markit gewesen zu sein. Der Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA beispielsweise kletterte auf 49,6 Punkte und zeigte damit nochmals eine deutliche Verbesserung zum Vormonat (39,8 Punkte). Auch die entsprechenden europäischen Daten zeigen im Juni eine deutliche Stabilisierung.
Mitte der Woche legten die Märkte dann eine Verschnaufpause ein. Gründe könnten in den Äußerungen des IWF und den, insbesondere in den USA, zunehmenden Covid-19-Zahlen zu finden sein. Angesichts des in den letzten Wochen stattfindenden Wettrennens zwischen den Indizes und ihren Bewertungskennzahlen kann man dies den Märkten jedoch auch nicht verübeln. Gemessen an dem von uns schon mehrfach angeführten Kurs-Buchwert-Verhältnis, welches von Investoren in einer Krisensituation lieber verwendet wird als das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), hat sich der S&P 500 schon wieder fast auf Vor-Krisenniveau erholt und steht ein gutes Stück über dem 5-Jahres-Mittelwert. Man darf daher sehr gespannt sein, wohin uns die Märkte in den nächsten Wochen führen werden.
Wie geht es in KW 27 weiter?
In der nächsten Woche wird es am Dienstag richtig interessant, denn dann gibt uns der chinesische Caixin PMI nähere Einblicke darüber, wie sich die Volkwirtschaft nach dem Lockdown entwickelt hat. Dies ist vor allem unter dem Gesichtspunkt interessant, dass China das Land ist, das als erstes die Beschränkungen aufgehoben hat; man erhofft sich davon, Indikationen für die restliche Weltwirtschaft ableiten zu können. Aber auch aus den USA kommen mit dem Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) und dem Arbeitsmarktbericht Mitte nächster Woche aufschlussreiche Berichte, die uns weitere Einblicke in den Zustand der US-Wirtschaft bieten.
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