Die schlechten Nachrichten über den Kollaps der Weltwirtschaft, steigende Arbeitslosigkeit, v.a. in den USA, und wieder zunehmende Spannungen zwischen den USA und China reißen nicht ab und die Aktienbörsen reagieren mit einem Kursfeuerwerk von über 30% seit ihrem Tiefpunkt Ende März.
Zwar sind solche Rallys, gerade in einem Bärenmarkt, nicht untypisch. Sie sind aber andererseits bei Anlegern nicht sehr beliebt, weil man leicht auf dem „falschen Fuß“ erwischt wird. Deshalb ist es umso wichtiger, eine über Tages- oder Wochenbewegungen hinausgehende Perspektive zu entwickeln. Hinter der aktuellen Bewegung steckt das sogenannte TINA-Phänomen, d.h. „there is no alternative“, oder im „Merkel-Jargon“: die Rally ist „alternativlos“.
Auslöser sind die Anleihekaufprogramme der Notenbanken. Gerade die FED hat durch den erstmaligen Erwerb von Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und Fallen Angels institutionelle und private Investoren in den Aktienmarkt hineingedrängt. Deshalb fiel das Tief der Aktienkurse auch zeitlich mit dem Renditehoch der Unternehmensanleihen zusammen. Aber auch in Europa bewegt sich so manches: Der von der EU-Kommission geplante Wiederaufbau-Fonds, der über gemeinsame Anleihen finanziert werden soll, ist der erste Schritt in die Fiskalunion. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Euro-Krise ist dadurch spürbar zurückgegangen. Trotzdem bleibt bei vielen Investoren ein gewisses Unbehagen zurück, wie sich aus den Stimmungsindikatoren und Daten über die Positionierung ablesen lässt. Eine häufig gestellte Frage ist: „Wer soll jetzt noch Aktien kaufen?“ Auf die in den USA in den letzten Jahren wichtigste Gruppe kann man aktuell nicht zählen: Unternehmen haben ihre Aktienrückkaufprogramme seit Beginn der Krise weitgehend eingestellt und horten lieber Liquidität.
Um den Börsenaufschwung nachhaltig abzusichern, muss sich also das fundamentale Umfeld wieder verbessern. Die Rezession 2020 ist von den Finanzmärkten abgehakt, entscheidend sind Ausmaß und Tempo der Erholung. Die Hoffnung ist, dass durch die beispiellosen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen die Wachstums- und Gewinneinbußen bis spätestens Ende 2021 wieder aufgeholt sind. Blaupause ist die V-förmige Erholung in den USA und Deutschland nach der Finanzkrise. Eine Wiederholung ist umso wahrscheinlicher, je früher die wirtschaftlichen Einschränkungen wieder gelockert werden.
Hierfür sind nicht zuletzt Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffs bzw. Medikaments entscheidend, weshalb positive bzw. negative Nachrichten auch für besonders hohe Kursausschläge sorgen. Nachhaltige Erfolge werden aber wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen, so dass wieder Themen aus der „Vor-Corona-Phase“ an Bedeutung gewinnen werden wie z.B. der eskalierende Konflikt zwischen den USA und China, der sich mittlerweile nicht mehr nur auf Handelsstreitigkeiten beschränkt. Viele positive Entwicklungen hat gerade der Aktienmarkt also schon vorweggenommen, die Risiken bleiben jedoch. Solange allerdings das dargestellte Szenario keine deutlichen Risse bekommt, bleiben wir in einer gemäßigten „risk-on-Position“. Zusätzlich wollen wir von der Liquiditätsschwemme und den negativen Realzinsen nicht nur über Aktien und Hochzinsanleihen profitieren und haben deshalb unsere Mischfonds durch die Beimischung von Staatsanleihen mit langer Laufzeit und Gold „wetterfester“ gemacht.
Finden Sie hier Informationen zu den Vermögensverwaltenden Fonds und Produkten der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH.